Schon seit vielen Wochen verhandelt der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) mit den Gewerkschaften Deutscher Journalisten-Verband (DJV) und dju in ver.di über einen neuen Gehaltstarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure bei Tageszeitungen. Doch noch immer gibt es keine Lösung, am Montag ist auch die sechste Verhandlungsrunde gescheitert - und wie. 

Es gab "unterschiedliche Wahrnehmungen, was die Inhalte des Verhandlungspakets beim Spitzengespräch betrifft", erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Vorsitzende des Sozialpolitischen Ausschusses (SPA), Georg Wallraf. "Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass der Lösungsansatz aus unserem Spitzengespräch vom 14. Mai leider nicht funktioniert." Aus Sicht des BDZV gab es von Seiten der Gewerkschaften auch keine "konstruktive Idee für eine Fortsetzung der bisherigen Verhandlungsgegenstände".

Vor diesem Hintergrund habe man als Neustart des Prozesses einen sogenannten Kurzläufer vorgeschlagen. Demnach würden die Redakteurinnen und Redakteure rückwirkend zum 1. Januar 2025 einen monatlichen Festbetrag in Höhe von 100 Euro erhalten bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Auf jede Forderung nach struktureller Veränderung würde der BDZV verzichten. Im April fiel das BDZV-Angebot noch deutlich umfangreicher aus (DWDL.de berichtete). Den neuen Vorschlag lehnten die Gewerkschaften jedoch ab. 

Vom DJV heißt es nun, die Arbeitgeberseite wolle nicht mehr an dem Mitte Mai erarbeiteten Lösungsmodell festhalten. "Dieser Rückschritt ist ebenso überraschend wie enttäuschend. Unsere Mitglieder in den Redaktionen haben Besseres verdient", sagt DJV- Verhandlungsführer Christian Wienzeck. Man habe sich kompromissbereit gezeigt. Dass sich der BDZV auf einen früheren Verhandlungsstand zurückziehe, werte man als Provokation: "Das lässt jede Wertschätzung für die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten vermissen." Beim DJV kündigte man an, eine "passende Antwort" auf das Vorgehen der Verleger zu finden. 

Bei dju in ver.di klingt die Kritik ähnlich, hier spricht man von einem "Zurückruderns der Arbeitgeber gegenüber vorherigen Verhandlungsständen". Verhandlungsführer Matthias von Fintel: "Beim Tarifpartner BDZV zeigte sich in dieser [...] Verhandlungsrunde eine erschreckende Unklarheit. Zum Schluss des Verhandlungstages machte die Verlegerseite sogar einen drastischen Rückzieher zu bisherigen Verhandlungsständen. Damit hat der Verlegerverband gezeigt, dass er nicht einigungsfähig und wenig hilfreich in Richtung eines gemeinsamen Abschlusses ist." Es müsse vor der nächsten Verhandlung "deutlichen Druck der Beschäftigen" geben, so von Fintel. Die Gespräche sollen am 18. Juli fortgesetzt werden.