Noch ist der Reformstaatsvertrag gar nicht in Kraft. Sollte er aber rechtzeitig von allen 16 Bundesländern ratifiziert werden, gelten die neuen Regelungen voraussichtlich ab dem 1. Dezember. Bereits bekannt war, dass die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten eine umfangreiche Reduktion der terrestrisch ausgestrahlten ARD-Hörfunkwellen beschlossen haben. Von den aktuell 69 Wellen sollen 16 bis zum 1. Januar 2027 eingespart werden, erstmals bestimmt die Politik damit auf Bundesebene eine maximale Anzahl an Sendern. 

In den vergangenen Tagen waren in Medienberichten unterschiedliche Zahlen zu lesen. Die "Bild" berichtete etwa, dass die ARD bei 70 Wellen 13 einsparen müsse. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Tatsächlich hat die ARD der KEF eine Liste von 70 Radiosendern übermittelt, der WDR und der RBB führen Cosmo allerdings doppelt auf, obwohl es sich dabei um den gleichen Sender handelt. Effektiv kommt die ARD also auf 69 Sender - und muss hier nun stark reduzieren. 

Weil man nicht abwarten will, bis der Reformstaatsvertrag tatsächlich in Kraft tritt, hat die Audioprogrammkonferenz der ARD unter der Leitung von Radio Bremen bereits jetzt Szenarien erarbeitet, mit denen man die neuen Vorgaben erfüllen kann. Bei der Vorstellung dieser Szenarien blieb die ARD jetzt aber noch weitgehend vage, was auch mit dem Aufbau der ARD an sich zu tun hat. Drei konkrete Maßnahmen hat man jetzt dennoch vorgestellt. 

Sender-Streichungen und mehr Kooperationen

Zum einen ist da die Streichung von Programmen. Einzelne Sender nennt die ARD Audioprogrammkonferenz nicht, aber es heißt, die Streichung werde vornehmlich über DAB+ verbreitete Programme treffen. Sender, die bislang ausschließlich über DAB+ verbreitet werden, sind unter anderem WDR Die Maus, NDR Blue, MDR Tweens oder auch BR Verkehr. Das heißt nicht zwangsläufig, dass diese Sender tatsächlich eingestellt werden, aber hier wird die ARD ansetzen. Spannend ist dieser Schritt auch deshalb, weil die KEF UKW-Verbreitungskosten nur noch bis Ende 2032 anerkennt, danach kann die ARD nur noch die Verbreitungskosten via DAB+ geltend machen. 

Darüber hinaus will die ARD viel über Kooperationen verschiedener Landesrundfunkanstalten lösen. Ähnlich gelagerte Sender sollen so in ein gemeinsames Angebot überführt werden. Die einzelnen Landesrundfunkanstalten haben teils ähnliche Angebote in den Bereichen Schlager, Jugend und Kultur. Schon heute arbeiten verschiedene Sender unter anderem in der Nacht zusammen. Und dann will man die ARD Audiothek stärken und prüfen, welche Genres digital deutlich aufgewertet werden können, wenn ihre terrestrische Ausstrahlung im Gegenzug beendet wird. 

Vorläufig keine Informationen gibt’s zu einer möglichen Umbenennung der ARD Audiothek. "epd" berichtete zuletzt, dass die Plattform in ARD-Sounds umbenannt werden könnte - die Intendantinnen und Intendanten haben dazu auf ihrer Sitzung diese Woche aber noch keinen Beschluss gefällt. 

Cosmo soll bleiben, aber anders

Im ARD-Kreis kursieren schon sehr konkret Szenarien für Senderstreichungen und Kooperationen. Dass die Audioprogrammkonferenz diese am Donnerstag noch nicht im Detail vorstellen wollte bzw. konnte, hat mehrere Gründe. So ist die konkrete Beauftragung Ländersache, hier muss nun geschaut werden, wie die Vorgaben in den einzelnen Ländern aussehen. Und dann will man die betroffenen ARD-Anstalten selbst kommunizieren lassen, weil man dort auch erst einmal noch die Belegschaft sowie die Gremien über die Veränderungen informieren muss. Hinzu kommt, dass im Falle von Kooperationen über mehrere Sender hinweg viele Dinge entschieden werden müssen - etwa, wie mit dem Namen des jeweiligen Kanals umgegangen wird. 

Klar ist: Cosmo soll erhalten bleiben. Nachdem es kürzlich Schlagzeilen gegeben hatte, die eine Streichung des Senders befürchten ließen, stellte WDR-Programmdirektorin Andrea Schafarczyk bereits klar, dass man den Sender nicht abschalten wolle - daran hat sich nichts geändert. Schafarczyk erklärte gegenüber der dpa allerdings auch, dass der Sender seine Potenziale aktuell noch nicht ausschöpfe. Hier wird es also zu Veränderungen kommen (DWDL.de berichtete). 

Jan Weyrauch, Programmdirektor Radio Bremen und Vorsitzender der Audioprogrammkonferenz, sagt: "Prämisse aller Überlegungen war, das zu erhalten, was die ARD Hörfunkwellen erfolgreich und besonders macht: Die enge Verbundenheit mit und regionale Nähe zu den Hörerinnen und Hörern. Dies gilt für die Info- und Kulturwellen genauso wie für die Popularwellen der ARD. Jeden Tag erreichen sie knapp 33 Millionen Hörerinnen und Hörer und versorgen sie mit exzellenten Informationen und guter Unterhaltung im besten öffentlich-rechtlichen Sinne. Sie bilden das Rückgrat für die tiefe Verankerung der ARD in der Bevölkerung."