Im Koalitionsvertrag ist bereits festgehalten, dass auch die neue Bundesregierung die einst schon von der Ampel geplante Einführung eines Steueranreizmodells und einer Investitionsverpflichtung, um den Filmstandort Deutschland aus der Krise zu holen, umsetzen will. Claudia Roth hatte solche Pläne schon vor langer Zeit angekündigt, doch die Umsetzung wurde erst verschleppt und scheiterte dann schließlich aufgrund des vorzeitigen Bruchs der Regierung.
Insofern ist es natürlich wenig überraschend, dass Wolfram Weimer als neuer Beauftrager der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ebenso wie der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder auf dem Bayerischen Filmgipfel noch einmal betont haben, dass diese von der Branche so sehnlichst herbeigewünschten Projekte nun endlich kommen sollen. "Das ist ein Thema, das wir zeitnah in Berlin in Angriff nehmen werden", so Weimer auf der Pressekonferenz in München.
Auf Nachfrage, was dieses "zeitnah" denn bedeuten soll, konretisierte Weimer, dass die Verhandlungen mit dem Finanzministerium hinsichtlich des Steueranreizmodells bereits gestartet seien und auf Arbeitsebene auch gut voran kämen. Dass im Finanzministerium inzwischen auch Björn Böhning, bis vor kurzem noch Vorsitzender der Produktionsallianz, sitzt, dürfte da zumindest nicht schaden - Markus Söder kündigte jedenfalls an, ihn nochmal an seine ganzen Forderungen in alter Position zu erinnern.
Bezüglich der Investitionsverpflichtung - hier geht es vor allem darum, dass internationale Streamer verpflichtet werden sollen, einen bestimmten Prozentsatz der hierzualnde erwirtschafteten Umsätze auch wieder in lokale Produktionen zu investieren - will Weimer nun aber erstmal das Gespräch mit den verschiedenen Akteuren suchen. Er habe Vertreter aller Streamer daher nun persönlich ins Kanzleramt nach Berlin eingeladen, wo noch vor der Sommerpause ein Treffen stattfinden soll.
Dort wird es darum gehen, ob die Streamingdienste zu Selbstverpflichtungserklärungen bereit sind. Wenn diese "in akzeptablem Umfang" ausfielen, dann würde man auf ein entsprechendes Gesetz wohl verzichten. Andernfalls werde man im Herbst ins Gesetzgebungsverfahren gehen. Seiner Einschätzung anch könne das dann "im Lauf des nächsten Jahres Realität werden".
Vorerst sieht er durch die Erhöhung der direkten Förderquote auf 30 Prozent aber schonmal einen kleinen Aufschwung: "Das löste schon in den vergangenen Wochen einen Sprung an Anträgen aus", so Weimer, der von der Branche zudem erwartet, sich stärker für privates Kapital zu öffnen und mehr publikumsträchtige Filme zu produzieren. "Wir wären froh, wenn große Publikumserfolge aus der deutschen Filmbranche in stärkerem Maße möglich werden", so Weimer.
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In der Produktionslandschaft wurde der Auftritt Weimers in München positiv aufgenommen. Wiebke Wiesner, kommissarische Geschäftsführerin der Produktionsallianz, jubelte: "Rückenwind vom Filmgipfel in München, das ist eine großartige Nachricht für die gesamte Filmwirtschaft." Und weiter: "Der letzte große Aufschwung der deutschen Filmbranche gelang vor fast 20 Jahren. Auch damals ging eine jahrelange Diskussion über eine grundlegende Reform voraus. Mit der Einführung des DFFF boomte die Branche – Hollywood kam nach Deutschland und deutsche Produktionsunternehmen und Kreative konnten internationale Großprojekte umsetzen. Investitionsverpflichtung und steuerliches Anreizsystem haben gemeinsam das Potenzial die Branche und den Produktionsstandort Deutschland wieder in diese Erfolgsspur zu bringen."
Seitens Ingo Fliess von Producers of Germany, wo sich über 150 unabhängigen Produzentinnen und -Produzenten zusammengeschlossen haben, heißt es: "Der Filmstandort Deutschland muss sich in einem harten Wettbewerb behaupten. Das Filmland Frankreich hat gezeigt, dass Investitionsverpflichtung und ein attraktives steuerliches Anreizmodell zusammen einen sofort spürbaren Investitionsschub für eine vielfältige Filmwirtschaft auslösen. Wichtig für uns als unabhängige Kinofilmproduzent*innen ist, dass Deutschland als Filmstandort nicht weiter zurückfällt, sondern für internationale (Ko-)Produktionen wieder attraktiv wird. Film ist ein Medium, das uns wie kein anderes über alle gesellschaftlichen Gräben hinweg zusammenbringen und uns gemeinsame Erzählungen und Visionen geben kann. Lassen Sie uns gerade in Zeiten multipler Krisen das unabhängige Filmschaffen in unserem Land mit dieser Reform stärken."