Wenn ein Unternehmen wie RTL einen Konkurrenten wie Sky Deutschland schlucken will, sorgt das nicht nur für viele Schlagzeilen, sondern auch zu Debatten rund um die generelle Aufstellung des Marktes. Zum aktuellen Deal schreiben Beobachter der Branche bereits, ProSiebenSat.1 könnte dadurch ins Hintertreffen geraten. Tatsächlich wird RTL, sollte man alle behördlichen Genehmigungen zur Übernahme von Sky Deutschland erhalten, damit deutlich wachsen. Und das dürfte auch Auswirkungen auf ProSiebenSat.1 haben. 

Nun hat sich die Konkurrenz aus Unterföhring ausführlich mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Die fällt relativ nüchtern aus: Man nehme die geplante Übernahme und die strategische Neuausrichtung der RTL Group auf eine stärkere Fokussierung auf das Pay-TV- und Abonnementgeschäft "zur Kenntnis". Und dann fokussiert sich ProSiebenSat.1 vor allem darauf, zu erklären, dass man ohnehin einen ganz anderen Ansatz habe als die Konkurrenz aus Köln. 

"Bei ProSiebenSat.1 verfolgen wir einen anderen Weg als RTL und halten konsequent an unserer Strategie fest", heißt es. Man konzentriere sich auf "Reichweite, freien Zugang und den Aufbau einer starken und dauerhaften Bindung zu unseren Zuschauer:innen, während wir enge Partnerschaften mit unseren Werbekunden pflegen". Während immer mehr Programme auf konkurrierenden Plattformen hinter eine Bezahlschranke verlegt würden, investiere man bei ProSiebenSat.1 weiterhin in kostenlose und werbefinanzierte Unterhaltung.

Ein zentrales Ziel von ProSiebenSat.1 sei es, die kommerzielle Reichweite plattformübergreifend weiter auszubauen. In Unterföhring will man Joyn bekanntlich zu einem Super-Streamer ausbauen, dieses Vorhaben kommt aber nur behäbig voran. RTL hatte immer ausgeschlossen, seine Programme auf der Konkurrenz-Plattform verfügbar zu machen. Und mit den Öffentlich-Rechtlichen liegt ProSiebenSat.1 spätestens seit der ungefragten Mediatheken-Integration Anfang des Jahres im Streit. 

Wenn ProSiebenSat.1 Ambitionen gehabt hätte, im SVoD-Geschäft eine relevante Rolle zu spielen, wäre die Übernahme von Sky Deutschland wohl auch für Unterföhring ein cleverer Schachzug gewesen. Zur Wahrheit gehört aber auch: ProSiebenSat.1 fährt mit Joyn eben schon seit einiger Zeit eine andere Strategie und setzt auf AVoD, also werbefinanziertes Streaming. Diesen Fokus trägt man seit einiger Zeit selbstbewusst vor sich her. Welches Konzept langfristig aufgeht oder ob beide nebeneinander co-existieren können, wird sich zeigen.

Thomas Rabe, Bertelsmann-Chef und gleichzeitig auch CEO der RTL Group, verpasste es im Zuge der Ankündigung des Deals jedenfalls nicht, der Konkurrenz aus Unterföhring eine Nachricht zu übermitteln. "Das Thema eines Zusammenschlusses mit ProSiebenSat.1 hat sich nun definitiv erledigt", sagte Rabe gegenüber Reuters. Eine entsprechende Fusion hatte Rabe selbst in der Vergangenheit immer wieder angesprochen, gleichzeitig aber wohl aus guten Gründen daran gezweifelt, ob die Kartellbehörden einem solchen Vorhaben zustimmen würden. "Sky ist für uns die deutlich bessere Option, weil das Geschäft komplementär ist zu RTL", so Rabe. "Eine weitere Konsolidierung für uns auf dem deutschen Markt ist nicht erforderlich und würden wir auch nicht anstreben." 

Hier das komplette Statement von ProSiebenSat.1 im Wortlaut: 

Wir nehmen die geplante Übernahme von Sky Deutschland durch die RTL Group und deren strategische Neuausrichtung auf eine stärkere Fokussierung auf das Pay-TV- und Abonnementgeschäft zur Kenntnis, vorbehaltlich der medienrechtlichen und kartellrechtlichen Genehmigungen.
Bei ProSiebenSat.1 verfolgen wir einen anderen Weg als RTL und halten konsequent an unserer Strategie fest: Wir konzentrieren uns auf Reichweite, freien Zugang und den Aufbau einer starken und dauerhaften Bindung zu unseren Zuschauer:innen, während wir enge Partnerschaften mit unseren Werbekunden pflegen.
Mit unserem starken Portfolio an frei empfangbaren TV-Sendern und unserer Streaming-Plattform Joyn werden wir weiterhin hochwertige lokale und internationale Inhalte anbieten – kostenlos und für alle. Während immer mehr Programme auf konkurrierenden Plattformen hinter eine Bezahlschranke verlegt werden, investiert ProSiebenSat.1 weiterhin in kostenlose, werbefinanzierte Unterhaltung, die täglich Millionen von Zuschauer:innen in Deutschland begeistert.
Wir werden uns weiter auf das fokussieren, was wir am besten können: attraktive, barrierefreie Inhalte ohne Paywalls und effektive Lösungen für Werbekunden. Ein zentrales Ziel ist es, unsere kommerzielle Reichweite plattformübergreifend weiter auszubauen, noch mehr Wert für unsere Partner zu schaffen und ein starkes Gegengewicht zu den zunehmend geschlossenen Ökosystemen anderer Marktteilnehmer zu bilden.
Mit unserem klaren Fokus auf AVoD und unserer Position als führende kostenlose, private On-Demand- und Live-Streaming-Plattform vertiefen wir unsere Partnerschaften mit Werbekunden und stärken unsere Rolle als bevorzugter Partner der Werbebranche. So können wir uns voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren: unsere Zuschauer:innen zu begeistern und unseren Kunden einen echten Mehrwert zu bieten.