Die AGF hat die nächste Version ihrer "Plattformstudie" vorgelegt - und mit besonderer Spannung wird dabei in der Branche die Entwicklung in den Haushalten verfolgt, die durch den Fall des Nebenkostenprivilegs Mitte vergangenen Jahres ihren TV-Empfang nicht mehr automatisch über ihre Mietverträge mitbezahlen. Denn diese Plattformstudie ist maßgeblich als Außenvorgabe für die Hochrechnung der TV-Quoten - gehen also sehr viele TV-Haushalte verloren, dann müsste sich das auch in den TV-Reichweiten niederschlagen.

Die gute Nachricht für die Medienhäuser: Zum großen Einbruch kam es zumindest laut den Studienergebnissen nicht. So gaben von den betroffenen Haushalten im Befragungszeitraum zwischen Anfang Februar und Anfang April nun 72,4 Prozent an, erneut einen Kabelvertrag abgeschlossen zu haben. Besonders auffällig ist dabei der Anstieg bei gemeinschaftlich genutzten Kabelverträgen, etwa im Rahmen von Hausgemeinschaften.

Im Vergleich zur vorherigen Studie, die sich noch auf Befragungsdaten aus dem August und September vergangenen Jahres gestützt hatte, ist das ein Anstieg um etwa zehn Prozentpunkte. Insgesamt erscheint es als recht hoher Anteil, wenn man bedenkt, dass Vodafone als größter Kabelnetzbetreiber angibt, dass man etwa die Hälfte der Kundinnen und Kunden habe halten können. Ein Teil der Unterschiede könnte sich beispielsweise dadurch erklären, dass manch einer den vorhandenen und über die Nebenkosten gezahlten Kabelanschluss auch vorher gar nicht genutzt hat.

Von den übrigen Haushalten geben inzwischen 12,6 Prozent an, einen Vertrag über einen alternativen Empfangsweg abgeschlossen zu haben - beispielsweise ein IPTV-Angebot. Bei der vorherigen Erhebung hatten das nur 6,8 Prozent gesagt. Damit stieg der Anteil derer, die inzwischen neue Verträge abgeschlossen haben, auf 85 Prozent. Von den 27,6 Prozent der Haushalte, die keinen neuen Kabelvertrag abgeschlossen haben, geben 45,9 Prozent an, dass der Kabel-Empfang weiterhin funktioniert, bei der vorherigen Befragung waren es noch 68 Prozent. Das Abklemmen der Haushalte schreitet also voran, allerdings in gemächlichem Tempo.

Dass die ARD die Verbreitung in SD im Januar eingestellt hat, hatte unterdessen kaum Auswirkungen: Über 90 Prozent der Haushalte hatten ohnehin bereits auf HD-Empfang umgestellt, nur 1,8 Prozent der Befragten gab an, sich ein neues HD-fähiges Gerät angeschafft zu haben. Weitere 1,8 Prozent gaben an, nun die Programme der ARD nicht mehr empfangen zu können.

Weitere Ergebnisse: In 69 Prozent der Haushalte steht ein Fernseher mit aktivem Internetzugang. Dieses Merkmal wurde bei der Befragung vor Ort nun erstmals tatsächlich überprüft - im Vergleich zum vorherigen rein auf den Angaben der Befragten basierenden Wert von 61,4 Prozent ergab sich damit nun ein deutlicher Anstieg. In rund 74 Prozent der Haushalte erscheint beim Anschalten des Fernsehers direkt das laufende TV-Programm, knapp ein Viertel sieht zunächst eine Benutzeroberfläche mit App-Zugängen. Apropos Apps: 47 Prozent der Haushalte haben eine Fernbedienung mit Tasten, die direkt zu solchen Plattform-Apps führen - und 59 Prozent davon benutzen diese auch mindestens gelegentlich.