Die vollumfängliche Reform des deutschen Filmfördermodells ist mittlerweile so etwas wie eine unendliche Geschichte. Einst noch von Claudia Roth geplant, konnte das Projekt aufgrund des Bruchs der Ampel-Koalition nicht umgesetzt werden, lediglich das Filmförderungsgesetz wurde reformiert. Zu einem eigentlich auch geplanten Steueranreizmodell sowie einer Investitionsverpflichtung reichte es nicht mehr. Es sind zwei Vorhaben, die nun die neue Regierung angehen will, wie es auch im Koalitionsvertrag festgehalten ist. Der neue Kultur- und Medienminister Wolfram Weimer unterstrich das zuletzt auch noch einmal unter anderem auf dem Bayerischen Filmgipfel.
Thema war das jetzt auch noch einmal auf dem Sommerfest der Produktionsallianz. Unter den dort 800 vor Ort anwesenden Gästen befanden sich mit Medienminister Wolfram Weimer und Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda auch zwei Ehrengäste, die in der Medienpolitik eine besonders wichtige Rolle spielen. Für die neue CEO und Sprecherin des Gesamtvorstands der Produktionsallianz, Michelle Müntefering, war es eine erfolgreiche Veranstaltung, weil sich Weimer und Brosda klar zu den Zielen bekannten und noch einmal die Wichtigkeit der Branche betonten.
Kultur- und Medienstaatsminister Weimer bezeichnete den deutschen Film als "eine tragende Säule unserer Kultur". Deshalb verdiene er von allem mehr: "mehr Aufmerksamkeit, mehr kreative Freiräume und mehr Glanz auf den roten Teppichen der großen Filmfestivals". Man wolle die Filmproduktion daher mit einer "effektiven Anreizförderung" wieder auf ein international wettbewerbsfähiges Fundament stellen, kündigte Weimer an. "Gut, dass wir dabei die Produktionsallianz mit ihrer breiten Expertise als Freund und Partner an unserer Seite haben. Das ganz große Comeback des deutschen Films gelingt nur, wenn Politik und Branche jetzt ein Bündnis der Mutigen schmieden."
Auf dem Bayerischen Filmgipfel vor wenigen Tagen kündigte Weimer bereits an, dass die Verhandlungen mit dem Finanzministerium hinsichtlich des Steueranreizmodells bereits gestartet seien und auf Arbeitsebene auch gut voran kämen (DWDL.de berichtete). Bezüglich der Investitionsverpflichtung will Weimer nun aber erstmal das Gespräch mit den verschiedenen Akteuren suchen.
Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, erklärte, es brauche auch den "politischen Mut zu Reformen und ein stabiles Fördersystem, das Qualität und Vielfalt fördert", damit der Film in Deutschland mutig, originell und international relevant bleibe. Brosda weiter: "Deswegen ist es Zeit, dass nach der Reform des FFG jetzt auch Steueranreize und die Investitionsverpflichtung kommen. Mein Dank geht an die Produktionsallianz, die sich beständig für den Film- und Fernsehstandort Deutschland einsetzt. Wo Kreativität auf Haltung trifft, entsteht Perspektive."
Ordentlich Rückenwind also für Michelle Müntefering bei ihrem ersten Sommerfest. Die vergangenen Monate haben aber gezeigt, das vor allem die konkreten Umsetzungen zählen - und nicht nur Ankündigungen. Die neue Chefin der Produktionsallianz betonte in ihrer Rede auf dem Sommerfest ihre Freude über die neue Aufgabe als CEO und Sprecherin des Gesamtvorstands des Verbands. Gleichzeitig wies sie auf Herausforderungen hin: "Mit dem neuen Filmförderungsgesetz wurde die Grundarchitektur der großen Filmreform geschaffen. Gemeinsam mit der Branche werden wir mit Staatsminister Weimer einen neuen Anlauf nehmen und uns für ein faires Level Playing Field und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Filmstandortes Deutschland einsetzen. Dazu braucht es nun ein zeitgemäßes Steueranreizmodell und die Investitionsverpflichtung mit fairer Rechteteilung."