Eine neue tägliche Serie am Vorabend zu etablieren ist ein schwieriges Unterfangen, davon können viele Senderchefs der letzten Jahrzehnte ein Lied singen. Um so besser ist es aber, wenn es gelungen ist - denn ein verlässlicher Erfolg am Vorabend verleiht einem ganzen Sender Stabilität. Insofern ist die recht erfolgreiche Etablierung der "Landarztpraxis" einer der größten Erfolge von Sat.1 in den vergangenen Jahren.
Die Quoten mögen auf den ersten Blick nicht herausragend sein, mit im Schnitt 5,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 59-Jährigen sind sie aber ein echter Lichtblick nach jahrelangem Siechtum am Vorabend. Man sei "auch und vor allem mit Blick auf die Joyn-Zahlen sehr zufrieden", sagt Sat.1-Senderchef Marc Rasmus im DWDL-Interview - beim Streamingdienst von ProSiebenSat.1 findet sich die "Landarztpraxis" regelmäßig unter den abrufstärksten Programmmarken.
Größter Haken bislang: Neue "Landarztpraxis"-Folgen liegen nur für etwa die Hälfte des Jahres vor - und mit anderen Marken gelang kein ähnlicher Erfolg. Die zweite Staffel der "Spreewaldklinik" etwa tut sich aktuell ein ganzes Stück schwerer, von der "Küstenwache" hat man sich nach der ersten Staffel längst wieder getrennt. Als Folge daraus will man künftig ganzjährig die "Landarztpraxis" zeigen.
"Ein strategisches Ziel war immer, irgendwann keine Serienwechsel um 19 Uhr mehr zu haben und deshalb werden wir ab 2026 dort durchgehend auf die Marke 'Landarztpraxis' setzen und produzieren gemeinsam mit Filmpool Entertainment gerade 240 neue Folgen", so Rasmus weiter. Damit das gelingt, wolle man "den Kosmos um Spin-Offs erweitern" und im Lauf des Jahres 2026 eine weitere Praxis im Nachbarort Weilhausen eröffnen. Zunächst geht's aber mit Anfang 2026 mit neuen Folgen aus Wiesenkirchen am Schliersee weiter. Dort gibt's mit Juliane Frisch und Ben Braun auch zwei neue Hauptfiguren, die das Dorfleben aufmischen sollen.
Die Ausweitung der "Landarztpraxis" soll aber generell keine Absage an weitere Serien am Vorabend sein - andere Marken werde man auf einem früheren Sendeplatz einsetzen - vermutlich als um 18 Uhr. Mit "Für alle Fälle Familie" hatte man sich dort unlängst aber bereits eine blutige Nase geholt und die Serie angesichts der schwachen Quoten vorzeitig wieder aus dem Programm genommen. "Dieser einstündige Timeslot ist eine große Herausforderung, der wir uns weiterhin stellen möchten und werden", sagt Rasmus und kündigt an, dafür auch weiterhin nach neuen fiktionalen Stoffen zu suchen. Mit "Frieda - Mit Feuer und Flamme" wartet ohnehin eine bereits produzierte Vorabendserie noch auf ihre Ausstrahlung.