Es ist eine Entscheidung, die in ihrer Tragweite kaum zu unterschätzen ist: CBS hat angekündigt, die "Late Show with Stephen Colbert" nach der kommenden TV-Season einzustellen - voraussichtlich im Mai 2026 dürfte die Sendung dann also zum letzten Mal laufen. Colbert sei "unersetzbar", heißt es von CBS in einer Mitteilung. Daher werde man sich nicht nur vom Moderator trennen, sondern gleich vom ganzen Franchise - und da es das letzte verbliebene Late-Night-Formate bei CBS ist, verschwindet damit nicht nur das Format, sondern gleich das ganze Genre Late Night aus dem CBS-Programm.

Nun ist es kein Geheimnis, dass das einst boomende Late-Night-Segment für die Networks und Sender ein zunehmend schwieriges Geschäft ist. Die sinkenden linearen TV-Quoten machen auch vor diesen Sendungen nicht Halt. Zwar sorgen sie nach wie vor für Schlagzeilen und erreichen vor allem auch mit Clips in Social Media enorme Reichweiten - doch die Refinanzierung der teuren in der Regel vier Mal wöchentlich produzierten Shows mit ihren hochbezahlten Moderatoren wurde nicht leichter.

Und so sank die Zahl der Late-Night-Formate in den letzten Jahren schon kontinuierlich: Früher liefen teils drei Late-Night-Shows auf einem Sender hintereinander, davon ist längst nichts mehr zu sehen. Anderswo wurde etwa die Live-Band weggekürzt. Das Ende der "Late Show with Stephen Colbert" ist aber nun das erste Aus für eines der großen Flaggschiffe in dem Genre. Die "Late Show" war seit 1993 bei CBS im Programm - damals hatte CBS David Letterman von NBC abgeworben. Letterman präsentierte die Sendung bis 2015, ehe dann Stephen Colbert übernahm.

16-Millionen-Zahlung an Donald Trump

Colbert war zuvor mit der "Daily Show" und seiner eigenen Sendung "The Colbert Report" bekannt geworden. Nach einer Findungsphase und einigen Anlaufschwierigkeiten fand Colbert spätestens mit der ersten Wahl Donald Trumps 2017 seine Rolle. Colbert wurde einer der schärfsten und lautesten Trump-Kritiker im US-Fernsehen - und schwang sich in diesem Zug zum neuen Late-Night-Marktführer auf. Das ist zugleich auch der Grund, dass das jetzt verkündete Aus der Show mit einem richtig faden Beigeschmack daher kommt.

Denn die CBS-Mutter Paramount hofft bekanntlich immer noch darauf, endlich grünes Licht von der Regierungsbehörde FCC für das geplante Zusammengehen mit Skydance zu erhalten. Die Entscheidung zur Absetzung von Stephen Colbert kommt nun zudem nur wenige Tage, nachdem Paramount der Zahlung von 16 Millionen Dollar an Donald Trump zugestimmt hat, um einen irrwitzigen Rechtsstreit beizulegen, in dem Trump 20 Milliarden Dollar Schadensersatz wegen einer Ausgabe des Magazins "60 Minutes" gefordert hatte - die nach Ansicht der allermeisten Rechtsexperten aber kaum Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Colbert selbst hatte noch vor Tagen in seiner Show von einer "großen, fetten Bestechungssumme" gesprochen.

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Dass Donald Trump über die Absetzung von Stephen Colbert erfreut sein wird, ist nicht schwer zu erraten. Den Anschein, dass man damit weiter gut Wetter im Ringen um die FCC-Genehmigung machen wollte, kann CBS daher nur schwer ausräumen und unterstreicht, wie problematisch das Einknicken vor Trump im "60 Minutes"-Fall ist. Dass man schon im ersten Statement betonen musste, dass es sich hier "um eine rein finanzielle Entscheidung" vor dem Hintergrund der schwierigen Umstände im Late-Night-Segment handle, die "in keinerlei Zusammenhang mit der Performance der Show, deren Inhalt oder anderen Angelegenheiten bei Paramount" stehe, trägt eher noch zu diesem Eindruck bei.

Solidaritäts-Bekunden kamen umgehend unter anderem von Colberts Late-Night-Kollegen Jimmy Kimmel von ABC, der auf Instagram postete: "Love you Stephen. Fuck you and all your Sheldons CBS." Auch zahlreiche andere Prominente reagierten bereits. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, die ohnehin schon eine Untersuchung eröffnet hatte, ob es sich bei der 16-Millionen-Zahlung von CBS an Trump um Schmiergeld handelt, fordert auch hier Aufklärung: "Amerika verdient zu erfahren, ob die Sendung aus politischen Gründen abgesetzt wurde." 

CBS wird sich aber immer auf die eben bekannten finanziellen Herausforderungen im Late-Night-Genre berufen können - dass man sich in dem Zug auch von einem im aktuellen politischen Klima unangenehmen Late-Night-Talker trennen kann, ist da wohl eher ein nicht unwillkommener Nebeneffekt. Mit der "Daily Show", die inzwischen einmal wöchentlich wieder von Jon Stewart moderiert wird, hat Paramount bei Comedy Central freilich noch einen weiteren lautstarken Trump-Kritiker am späten Abend im Programm. Der antwortete kürzlich schon vor der Colbert-Entscheidung über eine mögliche Absetzung mit Schulterzucken und sagte: "Ich bin schon aus schäbigeren Etablissements rausgeworfen worden. Wir werden schon auf unseren Füßen landen."

Offen ist auch die Frage, was die Entscheidung von CBS für die übrigen Late-Night-Talker bedeuten wird. Sicher ist: Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon hätten ab Mitte 2026 weniger Konkurrenz. Das könnte in diesem schwierigen Umfeld sogar hilfreich sein.