"Zu viel Komplexität und damit zu hohe Kosten" - so lautet die Einschätzung der Führung der Bavaria Film Gruppe und auch ihrer Gesellschafter. Dem weitverzweigten Konzern, an dem über ihre jeweiligen privatwirtschaftlichen Töchter WDR, SWR, BR und MDR sowie über die LfA Förderbank auch der Freistaat Bayern beteiligt sind, steht daher nun ein tiefgreifender Umbau bevor. Die Rede ist von einer "Strategie- und Strukturreform", wie es in einem im Intranet veröffentlichten Schreiben an die Belegschaft heißt, das DWDL.de vorliegt.

Statt bislang vier Geschäftsbereichen soll es künftig nur noch zwei Units geben, die zudem komplett autark voneinander agieren: Auf der einen Seite die Content-Unit, in der die Produktions- und Verwertungsaktivitäten gebündelt werden, auf der anderen Seite die Unit Immobilien / Studios. Erstmals in der über 100-jährigen Geschichte von Bavaria Film werden also Produktions- und Studio-Geschäft getrennt.

Durch die Aufteilung sei es besser möglich, diese Bereiche unabhängig voneinander zukunftsfähig zu machen, so die Überzeugung der Führung von Bavaria Film um Julia Reuter und Christian Franckenstein. "Damit begegnen wir in beiden Segmenten den hohen transformatorischen Anforderungen", heißt es im internen Schreiben. Einer Argumentation, der sich auch die Gesellschafter und der Aufsichtsrat angeschlossen haben und den Vorschlägen bereits in den Sitzungen vom 9. Juli grundsätzlich zugestimmt haben. Ein Sprecher der Bavaria Film bestätigte die Pläne gegenüber DWDL.de.

Die Aufteilung des Konzerns in zwei Teile erfolgt aber nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass man für die Unit Immobilien/Studios gerne weitere Investoren gewinnen würde, um die hohen Investitionen dort zu stemmen. Die Rede ist von "neuen, strategisch interessierten Gesellschaftern". In diesem Zuge könnten die Sender als bisherige Eigentümer von der Bavaria Film Gruppe sich auch komplett von diesem Geschäftsteil trennen. Wörtlich heißt es: "Inwieweit dies final zu einem Ausstieg der Sendergesellschafter aus der Unit Immobilien/Studios führt, bleibt zunächst offen".

Größere Änderungen sind aber auch in der Unit Content zu erwarten. Zunächst mal wird der Geschäftsbereich Rights & Distribution aufgelöst und Bavaria Media in den Geschäftsbereich Content integriert. Wie man sich im Produktionsgeschäft genau aufstellt, ist aber noch unklar, auch dort könnte es zu Konsolidierungen kommen. Man werde sich "den strukturellen Veränderungen des Marktes anpassen" und "sowohl die strategischen Schwerpunkte als auch unsere bestehende Organisation überprüfen". Entscheidungen dazu sollen im Herbst fallen. Ziel sei es, in beiden Geschäftsbereichen unter den Top 5-Anbietern in Deutschland zu bleiben.