Wie der deutsche Produktionsstandort gestärkt werden kann, ist am Mittwoch Thema im Bundeskanzleramt gewesen. Kultur- und Medienstaatsminister Wolfram Weimer hat dort mit Vertretern der großen US-Streamingdienste gesprochen und auch eine mögliche Selbstverpflichtung für Investitionen ausgelotet. Zur Erinnerung: Die alte Bundesregierung wollte bekanntlich eine Investitionsverpflichtung einführen, das scheiterte jedoch am Bruch der Ampel. 

Weimer hatte in der Vergangenheit andere Töne angeschlagen und angekündigt, erst einmal mit den großen US-Streamern sprechen zu wollen. Demnach ist auch eine Selbstverpflichtung denkbar, die könnte eine gesetzliche Regelung unnötig machen, so zumindest Weimers Sicht. Auf dem Streaming-Gipfel im Kanzleramt sind zwar in dieser Hinsicht noch keine konkreten Entscheidungen getroffen worden, doch nach dem Treffen betonen alle Teilnehmenden die gute Atmosphäre, in der die Gespräche stattgefunden hätten. 

"Der Streamer-Gipfel war ein erstes wichtiges Signal für den Medienstandort Deutschland. Beim Treffen mit den führenden Streamern im Kanzleramt haben wir über die Themen gesprochen, die die Branche bewegen. Ich nehme aus dem Gespräch mit, dass wir alle das Ziel haben, den Produktionsstandort Deutschland zu stärken. Es geht mir darum, hierzulande mehr Investitionen im Bereich Film und Serien zu ermöglichen und internationale und deutsche Talente ins Land zu holen", erklärte Weimer nach dem Gespräch, an dem unter anderem Netflix, Prime Video, Disney+ und Apple TV+ teilnahmen. 

Weimer nannte den Austausch "offen und konstruktiv" - und so haben es offenbar auch die teilnehmenden Managerinnen und Manager der Streamingdienste erlebt. Prime Video-Deutschlandchef Christoph Schneider nutzte exakt die gleichen Worte, um das Treffen zu beschreiben. Er sprach darüber hinaus von "lösungsorientierten und respektvollen" Gesprächen. Außerdem verwies Schneider darauf, dass man kontinuierlich in deutsche Produktionen sowie in Deutschland als Produktionsstandort investiere. "Unsere Produktionen leisten einen aktiven Beitrag zur Medienvielfalt und zur Erhöhung der Sichtbarkeit deutscher Geschichten auf der globalen Bühne."

Von Netflix heißt es auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de, dass man es begrüße, dass jetzt auf offenen und konstruktiven Dialog gesetzt werde. Das biete die Chance, gemeinsam Lösungen zu finden, die den Markt hierzulande wirklich voranbringen könnten. Die US-Streamer, aber auch heimische Medienunternehmen, hatten sich in der Vergangenheit gegen die von der Ampel-Regierung vorgeschlagene Investitionsverpflichtung positioniert. Eun-Kyung Park sprach auf LinkedIn von einem "offenen, interessanten und konstruktiven Austausch" zur Lage der Medienindustrie. "Von allen Seiten gab es ein klares Bekenntnis zum Standort und ich freue mich auf weitere Gespräche und die nächsten Schritte", so Park.

Und auch wenn das erste Treffen zwischen US-Streamern und deutscher Medienpolitik noch keinen Durchbruch gebracht hat: Dass man sich angenähert hat, ist nicht die schlechteste Voraussetzung für die kommenden Verhandlungen, in denen es möglicherweise um eine konkrete Ausgestaltung einer Selbstverpflichtung für Investitionen in Deutschland gehen könnte. Fest steht: Der Streaming-Gipfel in dieser Woche war erst der Auftakt. "Wir werden uns zeitnah wieder treffen, um über weitere gemeinsame Schritte zu sprechen", kündigte Wolfram Weimer an. 

Das Ziel des Kultur- und Medienstaatsministers ist klar: "Wer in Deutschland erfolgreich Geschäfte macht, vom deutschen Markt und steuerfinanzierter Förderung profitiert, soll auch vermehrt in deutsche Filmproduktionen investieren", so Weimer gegenüber der dpa.