Nachdem im Juni noch vor allem Sat.1 mit vielen Fußball-Abenden auftrumpfte, war es im Juli die Fußball-Europameisterschaft der Frauen bei ARD und ZDF, die einen großen Teil der Abende prägte - und die in der Spitze über 14 Millionen Personen vor den Bildschirm locken konnte. Angesichts dessen, der ansonsten im Sommer ja generell niedrigeren TV-Nutzung und der anhaltenden Werbeflaute wäre eine gewisse Zurückhaltung der privaten Sender also durchaus erwartbar. Um so überraschender war zuletzt das Auftreten von Sat.1.

Denn auch ohne die vielen Fußball-Abende, die im Juni für einen Frische-Anteil von 75 Prozent im Abendprogramm (Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren in der Zeit zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht) gesorgt hatten, blieb der Wert im Frische-Index im Juli ähnlich hoch bei stolzen 73 Prozent - das waren 33 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Im Senderranking sortierte man sich hier nur hinter dem ZDF und deutlich vor dem Ersten ein. Ob "Villa der Versuchung", "Das große Backen - Die Profis", das "Allgemeinwissensquiz", "Hast du Töne" oder "99 - Wer schlägt sie alle": Sat.1 ließ erstaunlich viele Eigenproduktionen im Sommer in Erstausstrahlung laufen, auch der US-Seriendienstag war komplett mit frischen Folgen bestückt und manche Free-TV-Premiere eines Films kam noch obendrauf.

Bei RTL Deutschland trat man deutlich stärker auf die Bremse. RTL, das zuletzt meist das gesamte Senderranking anführte, senkte den Frische-Anteil im Vergleich zum Juni um fast 25 Prozentpunkte, lag aber auch mit 57 Prozent noch klar vor ProSieben, das 45 Prozent seines Programms mit frischen Inhalten befüllte. Die größte Vollbremsung legte aber Vox hin. Abseits von "Goodbye Deutschland" war kaum noch etwas zu sehen, was nicht schon einmal im Free-TV lief. Die Folge: Ein Frische-Anteil von mickrigen 10 Prozent - selbst Kabel Eins kam auf mehr als das Doppelte, RTLzwei aufs Dreifache. 

    FIX-Punkte
Juli 2025
Vergleich zum
Vormonat
Vergleich zum
Juli 2024
Jahresschnitt '25
(vs 01-07/24)
ZDF 75 von 100 +9 +12 84
(+1)
Sat.1 73 von 100 -2 +33 61
(+11)
Das Erste 63 von 100 +0 -10 79
(-3)
RTL 57 von 100 -24 -10 85
(+3)
ProSieben 45 von 100 -6 +13 51
(+2)
RTLzwei 30 von 100 -1 +12 35
(+4)
kabel eins 22 von 100 +0 +2 22
(-1)
VOX 10 von 100 -30 -21 36
(-3)

Frische-Index-Verlauf bis Juli 2025

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Quelle: DWDL.de-Recherche
dwdl.de/zahlenzentrale

Wie wir die Daten erheben und was sie aussagen

Wir werten Monat für Monat das Programm der acht großen Vollprogramme zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus und ermitteln den Anteil an "frischem Programm", wozu wir Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren rechnen. Sendungen, die vorab gestreamt werden konnten, gelten hier ebenfalls als "frisches Programm". Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird.

Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung.