Bei Sport1 bleibt in diesen Tagen kaum ein Stein auf dem anderen - ganz besonders an der Spitze. Erst am späten Vormittag machte Highlight-Communications, der Sport1-Mutterkonzern, öffentlich, dass Robin Seckler und Matthias Kirschenhofer als Geschäftsführer der Sport1 Medien-Gruppe ihren Platz räumen - sie gehen im Zuge der "Neuausrichtung und Vereinfachung" der Konzernstruktur, wie es in der Mitteilung hieß (DWDL.de berichtete).

Doch hinter der Neuausrichtung verbirgt sich in Wahrheit noch ein weiterer Abschied, denn auch Matthias Reichert, der erst seit wenigen Monaten als Geschäftsführer der Sport1 GmbH den gleichnamigen Sender leitete, muss im Zuge der Umstrukturierung diese Position räumen. Ebenso wie bei der Holding wird auch hier fortan Tufan Özkul die Geschäfte führen. Entsprechende Informationen, die dem Medienmagazin DWDL.de vorliegen, hat ein Sprecher am Dienstag auf Nachfrage bestätigt.

"Mit dem Führungswechsel bzw. der Ernennung von Tufan Özkul als Geschäftsführer der Sport1 Medien GmbH wird Matthias Reichert in gegenseitigem Einverständnis in der Rolle des CEO für die Sport1 GmbH zurücktreten", erklärte der Sprecher gegenüber DWDL.de in einem kurzen Statement. "Weitere Details werden wir im entsprechenden Fall in Kürze noch kommunizieren."

Von Highlight wiederum hieß es wenig später, Reichert werde der Sport1 GmbH "weiterhin in einer Führungsposition zur Verfügung stehen". Welche das ist, ließ der Konzern jedoch offen. Tatsächlich hat sich Reichert nach DWDL.de-Informationen allerdings bereits am Vormittag von der Belegschaft in einer Mitarbeiterversammlung verabschiedet. Doch genügend Fragen bleiben offen - nicht nur, wohin Sport1 künftig steuern wird. Sondern auch, wer der neue Chef eigentlich ist. Zwar attestierte Highlight Communication dem Mann am Vormittag in einer sehr vage gehaltenen Mitteilung "langjährige Erfahrung als Manager im internationalen Medienbereich", doch konkrete Details zu Özkuls Vita nannte der Konzern auch auf Nachfrage zunächst nicht.  

Seit 20 Jahren im Haus

Matthias Reichert muss seinen Posten als Geschäftsführer der Sport1 GmbH derweil nach weniger als einem halben Jahr räumen. Ein bitterer Abschied, schließlich arbeitete er 20 Jahre lang für Sport1 und den Vorgänger DSF. Wie kaum ein anderer hat er also viele Höhen und Tiefen in der bewegten Sendergeschichte miterlebt. Während seiner Zeit im Unternehmen war Reichert in verschiedenen Führungspositionen in den Bereichen Vertrieb, Agentur, Management, New Business und Investment tätig. Als Chief Commercial Officer (CCO) und Mitglied der Geschäftsleitung war er schließlich seit 2019 maßgeblich am Ausbau der Vertriebsaktivitäten der TV- und Digital-Plattformen von Sport1 beteiligt, ehe zuletzt der Aufstieg zum Geschäftsführer folgte. 

In einem Interview mit DWDL.de hatte Reichert den seit dem Einstieg des türkischen Konzerns Acunmedya eingeschlagenen Kurs von Sport1 - verstärkt hin zu leichter Unterhaltung mit vielen Eigenproduktionen - vor wenigen Monaten noch verteidigt. "Es ist uns bewusst, dass vor uns ein Marathon liegt und kein Sprint. Wenn Sie das Programm derart umkrempeln wie wir das in den vergangenen Monaten getan haben, dann erzielen Sie nicht auf Anhieb große Reichweiten", sagte er im April und äußerte zugleich den Wunsch, "dass wir bis Ende 2025 unter Beweis gestellt haben, mit unserem neuen strategischen Ansatz neue Zielgruppen auf dem Big Screen zu gewinnen, sodass wir anschließend die ersten spürbaren Marktanteilseffekte sehen können." 2026, so Reichert damals, werde für Sport1 "das entscheidende Jahr".

Eigentlich sollte Reichert "die Brücke zwischen dem früheren Sport1 und seiner transformierten Zukunft" schlagen, wie es Ebru Atasav Tahrancı, CEO des Sport1-Eigentümers Acunmedya, vor wenigen Monaten formulierte. Inzwischen scheint die Zukunft des Senders allerdings unklarer denn je. 

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