Der NDR und der BR setzen das in diesem Jahr gestartete Format "Klar" fort, das haben sie jetzt in einer Pressemitteilung bestätigt. Zuletzt sind im Rahmen einer Pilotphase drei Ausgaben zu sehen gewesen, im kommenden Jahr sollen weitere folgen, heißt es nun von den beiden Sendern. Auch in Zukunft soll "Klar" Streitfragen aufgreifen, "die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden".
NDR und BR verweisen auf eine repräsentative Online-Studie, die ergeben habe, dass "Klar" hohe Akzeptanzwerte habe. Demnach hätten 63 Prozent der Befragten der Sendung die Schulnoten 1 oder 2 gegeben. Das Format bediene den Wunsch nach Meinungsvielfalt sowie klarer Haltung. Wahr ist aber auch: "Klar" hat sowohl innerhalb als auch außerhalb der ARD für reichlich Kritik gesorgt.
Das Format kommt deutlich konservativer daher als andere Sendungen, das war eine bewusste Entscheidung von NDR und BR, denen oft, wie der ARD generell und auch dem ZDF, vorgeworfen wird, "zu links" zu sein. Vor allem die Moderatorin Julia Ruhs eckte an, weil sie schon bei der ursprünglichen Ankündigung des Formats erklärte, unliebsame Themen und Meinungen seien in den vergangenen Jahren ausgeblendet worden. In den drei bislang ausgestrahlten Folgen war die Redaktion aber immer wieder auch darum bemüht, zu differenzieren. Eine Eigenschaft, die man von populistischen Newsportalen am rechten Rand nicht behaupten kann.
Und doch wird es trotz der Fortsetzung von "Klar" zu Veränderungen kommen. Wie am Dienstag bereits die "Welt" vorab berichtete, wird Julia Ruhs in den vom NDR produzierten Ausgaben nicht mehr zu sehen sein. Stattdessen führt sie künftig durch die BR-Folgen. Die beiden Sender bestätigen das am Mittwoch in ihrer Pressemitteilung. Wer den Platz von Ruhs bei den NDR-Ausgaben einnehmen wird, steht noch nicht fest.
Unklar bleibt auch, wieso sich der NDR nun von Julia Ruhs trennt, der BR aber weiterhin an ihr festhält. Die "Welt" berichtet von massiver Kritik innerhalb des NDR an Format und Journalistin. Demnach haben 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie sich von "Klar" distanzieren. Der NDR will sich zu den genauen Gründen der jetzt getroffenen Vorgehensweise nicht äußern. Gegenüber DWDL.de heißt es vom Sender, dass man seine Mitarbeitenden schütze, indem man den internen Austausch vertraulich behandele und keine öffentlichen Auskünftige darüber erteile.
Julia Ruhs dagegen hat sich auf X zur Fortsetzung und ihrer Nicht-Weiterbeschäftigung in den NDR-Ausgaben geäußert - und das ziemlich deutlich. Sie sei "zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR", so Ruhs. Dass sie "Klar" für den NDR nicht mehr moderieren dürfe, sei ein "Armutszeugnis". Ruhs: "Das Format hat mir auch deshalb sehr viel Spaß gemacht, weil ich Leute im Team hatte, die ein starkes Rückgrat haben. Leider haben das zu viele Hierarchen nicht. Cancel Culture wird nur dadurch möglich, weil genau diesen Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen." Beim BR werde sie nun weiter das machen, "was beim NDR offenbar unmnöglich ist".
Frank Beckmann, Programmdirektor des NDR, erklärt zur Fortsetzung des Formats: "Die Vielfalt der Perspektiven in unseren Programmen abzubilden, ist stets unser Ziel. ‘Klar’ kann dafür einen Beitrag liefern. Ich bin der Redaktion dankbar, dass sie dieses neue Format auf den Weg gebracht hat. Die Auswertung der drei Pilotfolgen und die vielen Rückmeldungen zur Sendung haben viele wertvolle Erkenntnisse gebracht, um ‘Klar’ weiterzuentwickeln. Ich freue mich darauf, die Zusammenarbeit an dieser Stelle mit dem Bayerischen Rundfunk fortsetzen."
Und BR-Programmdirektor Thomas Hinrichs ergänzt: "Wir freuen uns über die ermutigenden Werte der Medienforschung zu Inhalten und Präsentation unseres neuen Formats ‘Klar’ und werden die Reihe mit Julia Ruhs fortsetzen. Lob und Kritik nehmen wir gewissenhaft zur Kenntnis und entwickeln weiter, wo wir noch besser werden können."
Hinweis: Wir haben den Text um 13:18 Uhr mit der Stellungnahme des NDR zu den Gründen der Vorgehensweise ergänzt.
Update: Wir haben den Text am 18. September um 7:55 Uhr mit den Aussagen von Julia Ruhs ergänzt.
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