Am Mittwochabend sind in Essen zum 25. Mal die Grimme Online Awards verliehen worden. Und weil das Grimme Institut schon in den zurückliegenden Wochen wegen der Aberkennung des Donnepp Media Awards an die junge Aktivistin und Influencerin Judith Scheytt in der Kritik stand, war davon auszugehen, dass das Thema in irgendeiner Form auch auf der Bühne angesprochen wird. Und so kam es dann auch, mit Moritz Riesewieck und Hans Block verweigerten sogar zwei Preisträger die Annahme der Auszeichnung. 

Die beiden Regisseure sollten für ihren Film "Eternal You" mit dem Sonderpreis Künstliche Intelligenz ausgezeichnet werden. "Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen Preis hier hin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen", sagte Riesewieck und stellte den Preis auf das Rednerpult. Anschließend verließen die beiden Filmemacher die Bühne. Zuvor sprachen sie noch von einem massiven Angriff auf die Unabhängigkeit einer Juryentscheidung durch Druck von Außenstehenden. "Das markiert einen deutlichen Kipppunkt", so Block. Die Regisseure kritisierten zudem Grimme-Institutsleiterin Çiğdem Uzunoğlu, die sich in der Debatte hinter juristischen Formeln "versteckt" habe.

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Grimme-Chefin Uzunoğlu sprach die Vorwürfe bereits in ihrer Eröffnungsrede an und sprach erstmals von einem "Fehler", den der Verein der Grimme-Freunde gemacht habe. Zur Erinnerung: Der Donnepp Media Award wird nicht vom Grimme-Institut vergeben, sondern vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises. Die vom Verein aufgestellte Jury, besetzt zur Hälfte mit Mitgliedern des Vereinsvorstands, sprach sich einstimmig für Scheytt als Preisträgerin aus. Die Influencerin beschäftigt sich mit dem Nahost-Konflikt und kritisiert im Zuge dessen auch die deutsche Berichterstattung darüber. 

Später nahm der Vorstand des Vereins die Besondere Ehrung an Judith Scheytt eigenmächtig zurück, die drei anderen Jury-Mitglieder stellten sich gegen diese Entscheidung. Zuvor hatte es an der Auszeichnung Kritik von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegeben. 

Çiğdem Uzunoğlu kritisierte nun also deutlich wie nie, dass sie den Eingriff des Vorstands in die Jury-Entscheidung für einen Fehler hält. Gleichzeitig erklärte sie: "Die Kritik nehme ich sehr ernst. Aber mit mir und uns hat das nichts zu tun. Weder ich noch das Institut haben Einfluss genommen oder Druck ausgeübt". Was die Grimme-Chefin meint: Der Verein der Grimme-Freunde ist formal unabhängig vom Institut und vergibt den Donnepp Media Award in Eigenregie. Eine Lehre sei nun, die Trennung zwischen Verein und Institut deutlicher aufzuzeigen, erklärte Uzunoğlu in Essen. Moritz Riesewieck und Hans Block reichte das am Mittwoch offenbar nicht.

Zuletzt hatten auch bereits die Macher der ZDF-Serie "Uncivilized" ihren Grimme-Preis wegen der Vorgänge zurückgegeben. Und auch die Trägerin des Hauptpreises des diesjährigen Donnepp Media Awards, Annika Schneider, reagierte schnell und schickte Preis und Preisgeld zurück. 

Am Mittwoch in Essen ging es allerdings auch um andere Themen, so wurden insgesamt 8 von 26 nominierten Angeboten mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet. Hinzu kam der nicht angenommene Sonderpreis für Künstliche Intelligenz und der Gewinner des Publikumsvoting. Durch den Abend führte die Radio- und TV-Moderatorin Anja Backhaus, Laudationes übernahmen Stephan Anpalagan, André Dietz, Hans-Jochen Wagner, die Juryvorsitzende Sarah Brasack sowie Jurymitglied Jana Ballweber. 

Alle Gewinnerinnen und Gewinner des Grimme Online Awards 2025

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Sonderpreis "Künstliche Intelligenz"

Publikumsvoting