Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten haben auch Auswirkungen auf das größte Musik-Event der Welt: Wie die European Broadcasting Union (EBU) als Ausrichter des ESC jetzt angekündigt hat, wird es doch keine Sondersitzung geben, bei der die Länder über die Teilnahme Israels an dem Event in Wien abstimmen werden. Eine solche Sondersitzung war für November angekündigt worden. Nun soll die Entscheidung über einen möglichen Ausschluss Israels erst bei der regulären Sitzung der EBU im Dezember fallen, teilte die Organisation mit.

Ein Ausschluss Israels ist damit noch nicht vom Tisch. Es gibt nun aber noch mehr Zeit, damit sich die Wogen glätten. Israel war in den zurückliegenden Monaten wegen seines brutalen Vorgehens im Gazastreifen international massiv in die Kritik geraten. Einige Länder forderten daher nicht nur den Ausschluss Israels vom ESC, sie drohten auch, selbst nicht an der Veranstaltung teilnehmen zu wollen, sollte Israel dabei sein. 

Von der EBU heißt es jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass die abgesagte Sondersitzung mit den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und dem möglichen Ende des Kriegs in Gaza zu tun hätte. Schon seit einigen Tagen schweigen in der Region die Waffen, am Montag wurden alle noch lebenden Geiseln von der Hamas freigelassen. Israel überstellte im Gegenzug hunderte Gefangene. 

Die erste Phase des von US-Präsident Donald Trump vermittelten Friedensplans ist damit umgesetzt worden. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass es nun schwierig wird. Der Plan sieht auch vor, dass die Terrororganisation Hamas vollständig entwaffnet werden soll. Ob das gelingt, wird wohl über Israels weiteres Vorgehen entscheiden. Und damit indirekt möglicherweise auch über die ESC-Teilnahme des Landes. 

Zuletzt kündigten unter anderem Spanien, Irland, Slowenien und die Niederlande an, den ESC zu boykottieren, sollte Israel teilnehmen. Rundfunkanstalten anderer Länder hingegen sprachen sich für einen Verbleib Israels im Wettbewerb aus. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer kritisierte einen möglichen Ausschluss Israels und auch Friedrich Merz hatte eine klare Haltung in der Sache: Der Kanzler drohte sogar mit einem deutschen Boykott, sollte Israel ausgeschlossen werden. Eine solche Entscheidung müsste aber wohl die ARD treffen. 

Auch im Ausrichterland Österreich sorgte ein möglicher Ausschluss Israels zuletzt für Unruhen. Wie die Tageszeitung "Der Standard" berichtete, machte die Partei von Bundeskanzler Christian Stocker, die konservative ÖVP, Druck auf den ORF, den ESC nicht auszurichten, sollte Israel tatsächlich durch die EBU ausgeschlossen werden. Das Dilemma für den ORF: Man müsste wohl trotzdem die Gesamtkosten in Höhe von 40 Millionen Euro stemmen, selbst wenn man die Ausrichtung des Events abgibt. Mit der Teilnahme am ESC 2025 hatte sich der ORF laut "Standard" zur Ausrichtung der Veranstaltung im kommenden Jahr verpflichtet. Nach aktuellem Stand übernimmt die Stadt Wien davon rund 22 Millionen Euro - aber natürlich nur, wenn der ESC auch tatsächlich in der Stadt stattfindet.