Die beiden ARD-Korrespondentinnen Sophie von der Tann (Studio Tel Aviv) und Katharina Willinger (Studio Istanbul/Teheran) erhalten in diesem Jahr zu gleichen Teilen den Hanns–Joachim-Friedrichs-Preis für besonders guten Fernsehjournalismus. Der Sonderpreis in diesem Jahr geht an die Vereinigung Reporter ohne Grenzen. Mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis wird der WDR-Journalist Borhan Akid geehrt.
Die Auszeichnungen versteht die Jury nach eigenen Angaben als Statement für Qualitätsjournalismus mit Blick auf medienpolitische Debatten. In diesem Jahr richtet sich der Fokus auf den Vormarsch totalitärer und autokratischer Regime, die die Meinungs- und Pressefreiheit als eine der tragenden Säulen demokratischer Ordnung zerstören wollen, so die Jury unter dem Vorsitz von Sandra Maischberger. Die Jury umfasst neben Maischberger auch die Gründer und bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger. Verliehen wird die Auszeichnung am 4. Dezember im WDR-Funkhaus in Köln.
Zur Auszeichnung an Sophie von der Tann heißt es von der Jury: "Praktisch von Anfang an erleben Zuschauer der ARD eine krisenfeste und unerschrockene Korrespondentin, die sich nicht scheut, Dinge beim Namen zu nennen. Wenn es um die Massaker der Hamas und ihre Terror-Herrschaft in Gaza geht, fällt das nicht schwer. Wenn eine deutsche Korrespondentin auch kritisch über Israels Politik und Kriegsführung berichtet, macht das schon eher Probleme. Auch deutsche Journalist:innen stehen im Kontext der deutschen Geschichte."
Es gelte, Haltung zu bewahren, wenn dieses Gebot zu einem Instrument gemacht werde, "das professionelle, fakten-basierte Berichterstattung ausschalten soll", heißt es von der Jury. Der israelische Botschafter hatte bereits in der Vergangenheit gefordert, dass die Journalistin ins Lager der Aktivisten wechseln sollte - und auch mit der Auszeichnung zeigt er sich jetzt gegenüber "Welt" nicht zufrieden. "Man kann immer über einzelne Formulierungen diskutieren. Das ändert nichts daran, dass die Jury in Sophie von der Tann eine herausragende Journalistin (an)erkennt, die in einer Extremsituation zuverlässig erstklassige Arbeit liefert, die – gestützt auf ihre Kenntnis der Sprachen und Kulturen des Landes – den Menschen und ihren Schicksalen nahe ist, ohne dazu zu gehören, cool – aber nicht kalt", heißt es nun jedoch von der Jury.
Zur Auszeichnung an Katharina Willinger hält die Jury fest, dass ihr Berichtsgebiet ein Testgelände für "Berichterstattung unter einem totalitären Regime und einer zunehmend autoritären Regierung" sei. "Ihre Arbeit fällt auf durch Professionalität, Empathie und fundierte Kenntnis der Länder, aus denen sie berichtet: Iran, die Türkei und Zypern. Sie berichtet unaufgeregt und kenntnisreich im klassischen Sinn unseres Namensgebers. Ihre Reportagen beeindrucken durch Besonnenheit und kenntnisreiche Einordnungen. Willinger scheut sich nicht, undifferenzierte Bilder zurechtzurücken, gängige Klischees zu hinterfragen und die Welt auch einmal anders als durch die westliche Brille zu sehen."
Der Förderpreis 2025 geht an WDR-Journalist Borhan Akid, der in diesem Jahr einerseits mit dem Format "Danke, aber… 10 Jahre nach Merkels Versprechen" auffiel. In der von ihm gestalteten und moderierten Sendung traf die Ex-Bundeskanzlerin ehemalige Geflüchtete zum Gespräch. "Er weiß, worum es geht, ist selbst vor zehn Jahren aus Syrien nach Deutschland geflohen. Da konnte man über eine Stunde lang eine authentische Begegnung erleben zwischen Politik und den Menschen, deren Leben sie unmittelbar verändert hat", lobt die Jury. Darüber hinaus hat Akid aber auch seine eigene Rückkehr nach Syrien dokumentiert - in dem Film war er einerseits Macher, Betroffener und Presenter gleichzeitig. "Es gelingt ihm, dieses Dreieck uneitel und überzeugend zu zeichnen", so das Urteil der Jury.
Mit "konzentrierten Angriffen auf die Presse- und Medienfreiheit" begründet die Jury zudem die Auszeichnung von Reporter ohne Grenzen mit einem Sonderpreis. Diese Angriffe würden eine Stärkung von Organisationen verlangen, "die sich der Verteidigung und Bewahrung dieser Freiheit verschrieben haben und tagtäglich für den Schutz von Journalist:innen und ihrer Arbeit einsetzen, oft unter großer persönlicher Gefahr."
WDR-Intendantin und Schirmherrin des Preises, Katrin Vernau, sagt: "Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis erinnert uns daran, was guten Journalismus ausmacht: Unabhängigkeit und Distanz – selbst gegenüber Themen, die uns nahestehen, und kritische Wachsamkeit gegenüber Macht und Einfluss. Gerade in Zeiten von Desinformation und Polarisierung brauchen wir unabhängigen, mutigen und verantwortungsvollen Journalismus, wie ihn die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger repräsentieren – mehr denn je."
Und NDR-Intendant Hendrik Lünenborg, zweiter Schirmherr, ergänzt: "Nur wer zuhört und unterschiedliche Blickwinkel wirklich aufnimmt, kann die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft abbilden. Perspektivenvielfalt ist daher wesentlich für guten Journalismus. Täglich bemühen wir uns darum, vielfältige Stimmen einzubeziehen, genau hinzuhören und durch echten Dialog journalistische Relevanz zu schaffen. Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis steht genau für diese Haltung – ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich, die diese Werte mit ihrer Arbeit auf herausragende Weise ausfüllen."
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