Fußball-Fans müssen sich ab der Saison 2027/28 mächtig umstellen. Mehrere Medien, darunter "Bild" und die dpa, berichten darüber, dass Paramount+ künftig für vier Spielzeiten die Champions League übertragen wird. Der Streamingdienst spielte bislang im Fußball-Bereich keine Rolle und steigt mit dem überraschenden Rechte-Erwerb auf einen Schlag zum mächtigen Player auf.

Verlierer ist der Sport-Streamer DAZN, der künftig ganz ohne die Königsklasse auskommen muss. Amazon konnte dagegen den Status Quo halten und wird auch in der kommenden Rechte-Periode jeweils ein Spiel pro Spieltag auf seiner Plattform Prime Video zeigen - fortan jedoch das Topspiel am Mittwoch und nicht mehr am Dienstag. Das Amazon-Paket umfasst dabei auch zwei Partien an aufeinanderfolgenden Abenden in der Eröffnungsrunde der Ligaphase und den ersten Pick der Spiele in der letzten Runde der Ligaphase. Damit kann Prime Video künftig mehr Spiele zeigen als bisher.

Paramount+ © Paramount
Aus Fan-Sicht ist das alles freilich eine denkbar ungünstige Konstellation, müssen sie doch fortan, um alle Spiele der Bundesliga und Champions League sehen zu können, gleich vier Abos besitzen, schließlich ist die Bundesliga in den kommenden Jahren bei DAZN und Sky zu sehen. Und mutmaßlich ist sogar noch ein fünftes Abo nötig: Laut "Bild" soll Netflix nämlich die Exklusiv-Rechte am Finale der Champions League halten - sofern keine deutsche Mannschaft im Endspiel steht, wird es somit also hier fortan keine Free-TV-Übertragung mehr geben.

Bei DAZN behilft man sich nach dem Verlust der Champions League unterdessen mit der Europa League und der Conference League, deren Rechte man ab der Saison 2027/28 halten wird. Hier hat der Sport-Streamer RTL und Sky überboten, die damit fortan leer ausgehen - ein herber Rückschlag vor allem für die Kölner, die ja bekanntlich eine Übernahme von Sky anstreben.  

In einer erste Reaktion erklärte Inga Leschek, Chief Content Officer bei RTL Deutschland, gegenüber DWDL.de: "Es ist großartig, die Europa League als TV-Recht mit aufgebaut und sensationelle Seasons wie mit Frankfurt als Gewinner erlebt zu haben. Wir freuen uns, noch bis 2027 Millionen Menschen im Free TV europäischen Spitzen-Fußball zu bieten, und werden darüber hinaus auch in Zukunft unsere Fans mit weiteren Top-Sportrechten begeistern."

Wie der TV- und Streamingmarkt in eineinhalb Jahren aussehen wird, steht aber freilich noch in den Sternen, immerhin wird seit Wochen darüber spekuliert, dass Paramount den Konkurrenten Warner. Bros. Discovery übernehmen könnte - und damit auch dessen Streamingdienst HBO Max, der erst im Januar 2026 nach Deutschland kommen wird. Paramount selbst war erst vor wenigen Monaten von Skydance übernommen worden, hinter dem der milliardenschwere David Ellison steht.

Aktuell fährt Paramount einen Sparkurs im eigenen Haus, von dem jedoch Investitionen in hochklassige Sportrechte explizit ausgeklammert sind. So hatte sich der Konzern erst im Sommer für stolze 7,7 Milliarden US-Dollar ab 2026 die US-Übertragungsrechte an den UFC-Kämpfen gesichert und damit den Konkurrenten ESPN ausgestochen. Dass nun auch die Champions League, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien, erworben werden konnte, untermauert Ellisons Ambitionen, den Medienmarkt - auch über die amerikanischen Grenzen hinaus - nachhaltig zu verändern.

Trump-Einfluss auf Paramount

Es gibt allerdings auch noch eine pikante politische Komponente: Bevor die US-Rundfunkaufsichtsbehörde FCC, an deren Spitze mit Brendan Carr ein treuer Unterstützer von US-Präsident Donald Trump steht, grünes Licht für die Übernahme von Paramount durch Skydance gab, musste Skydance zahlreiche Zugeständnisse machen, darunter die Zusicherung, sämtliche noch verbliebenen DEI-Programme (Diversity, Equity, Inclusion) zu beenden. Aufsehen erregte auch die Zahlung von 16 Millionen Dollar an Donald Trump zur Beilegung eines Rechtsstreits um das Nachrichtenmagazin "60 Minutes", das beim Paramount-Sender CBS ausgestrahlt wird. 

Dazu kommt die angekündigte Absetzung von Stephen Colbert, dem Late-Night-Marktführer in den USA. Colbert gilt als einer der schärfsten Kritiker der US-Regierung und hatte den 16-Millionen-Dollar-Vergleich nur wenige Tage vor der FCC-Entscheidung als Schmiergeld bezeichnete.