Wenn der Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Mai in Wien stattfindet, müssen sich die Fans auf neue Regeln rund um die Abstimmung einstellen. Die EBU hat nun vier konkrete Veränderungen angekündigt, die schon bei der Veranstaltung im kommenden Jahr greifen werden. So wird die Anzahl der maximal abzugebenden Stimmen pro Zahlungsmethode (Online, SMS, Anruf) von 20 auf 10 halbiert. Außerdem kehren die Jury-Votings zu den Halbfinal-Shows zurück, diese wurden 2022 eigentlich abgeschafft. Im Finale waren Publikum und Jurys sind bislang für jeweils 50 Prozent des Ergebnisses verantwortlich.
Darüber hinaus wurden die Regeln für die Besetzungen der Jurys geändert, künftig sollen diese aus sieben und nicht mehr nur aus fünf Menschen bestehen. Zudem sollen in dieser Gruppe mindestens zwei Personen sein, die zwischen 18 und 25 Jahre alt sind. Die EBU hat den Sendern außerdem die Mitwirkungen an Kampagnen untersagt, die von Dritten wie etwa Regierungen oder Regierungsagenturen durchgeführt oder unterstützt werden.
Der letzte Punkt ist eine Reaktion auf eine Aktion aus Israel: In einer von einer Regierungsagentur unterstützten Kampagne wurde in diesem Jahr dazu aufgerufen, für den israelischen Act abzustimmen. Yuval Raphael schaffte es mit ihrem Song dann auch direkt auf Platz eins im Publikumsvoting. Durch Platz 15 bei den Jurys reichte es am Ende für Rang zwei. Darüber hinaus wurde explizit erklärt, wie man alle 20 Stimmen für einen Song einsetzen kann - die EBU will eigentlich, dass die Fans ihre Stimmen auf mehrere Acts verteilen.
Vierter Punkt der von der EBU jetzt vorgestellten Maßnahmen ist eine Ausweitung technischer Sicherheitsmaßnahmen, um möglichen Betrug beim Voting zu verhindern. Dazu wolle man eng mit dem Abstimmungspartner Once, der in Köln sitzt und früher digame hieß, zusammenarbeiten. Durch die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen wolle man das Vertrauen in die Ergebnisse der Zuschauerabstimmung aufrechterhalten. Das Ergebnis aus diesem Jahr bezeichnet die EBU als "valide und robust".
Die nun angekündigten Veränderungen zielen ganz klar auf die Sender und Länder ab, die zuletzt einen möglichen Boykott ins Spiel gebracht hatten - und dabei immer wieder auch Israel kritisierten. "Wir haben zugehört und gehandelt", sagt ESC-Direktor Martin Green jetzt. "Die Neutralität und Integrität des Eurovision Song Contest ist für die EBU, ihre Mitglieder und unser gesamtes Publikum von größter Bedeutung. Es ist unerlässlich, dass die Fairness des Wettbewerbs stets gewahrt bleibt. Wir ergreifen klare und entschlossene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass der Wettbewerb ein Fest der Musik und der Einheit bleibt. Der Wettbewerb sollte ein neutraler Raum bleiben und darf nicht instrumentalisiert werden."
Anfang Dezember steht noch die Generalversammlung der EBU an, dann wird sich wohl entscheiden, ob Israel im kommenden Jahr am ESC teilnehmen darf. Einige Länder hatten das Land und seinen teilnehmenden Sender KAN nicht nur wegen der erwähnten Werbekampagne kritisiert, sondern auch wegen des Vorgehens im Gazastreifen. Der Krieg dort inzwischen beendet. Deutsche Politiker hatten sich gegen einen Ausschluss Israels vom ESC ausgesprochen. Und auch beim Host-Broadcaster, dem öffentlich-rechtlichen ORF, hofft man auf eine Teilnahme des Landes.
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