In einem dramatischen Appell haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RNF an die Öffentlichkeit und potenzielle Investoren gewandt. "Es brennt lichterloh beim Rhein-Neckar Fernsehen", heißt es in einer Pressemitteilung des Betriebsrats. Der Sender stehe vor dem Aus - und offenbar ist die Situation akut. Laut dem Betriebsrat muss bis Freitag, den 19. Dezember, eine finanzielle Lösung gefunden werden, ansonsten wird der Sendebetrieb demnächst eingestellt.
"Damit stünde die Metropolregion Rhein-Neckar vor dem Verlust einer Institution, die seit fast vier Jahrzehnten für unabhängigen, regionalen Journalismus steht", schreibt der Betriebsrat in der Pressemitteilung, mit der man sich nun an die Öffentlichkeit gewandt hat. RNF ist der älteste private Regionalsender Deutschlands, der im kommenden Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern würde. Ob es dazu kommt, ist aktuell aber unklarer denn je.
Zur jetzigen Situation ist es gekommen, weil der geschäftsführende Gesellschafter Joachim Schulz am 6. November gestorben ist. Der 68-jährige Unternehmer hatte den Sender Anfang Dezember 2024 als Alleininhaber in sein Portfolio mehrerer Unternehmen integriert und damit auch die volle Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung übernommen. In dieser Zeit habe er jedoch keine Vertretungsstrukturen gepflegt oder Vollmachten erteilt, heißt es nun vom Betriebsrat. Nach seinem Tod stand RNF also führungslos dar.
Weil es keine Aussicht auf eine schnelle Bestellung eines Not-Geschäftsführers gegeben hat, entschloss sich die Belegschaft nach eigenen Angaben dazu, Insolvenz anzumelden. Seit dem 1. Dezember befindet sich RNF nun in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Tobias Wahl bestellt, der als sogenannter "starker" vorläufiger Insolvenzverwalter gewissermaßen auch die Rolle des Geschäftsführers ausfüllt.
"So gut wie kein Geld" mehr vorhanden
Nachdem sich Wahl einen ersten Eindruck verschaffte, wurde die brenzlige Situation offensichtlich: Dem Sender stehen aktuell zu wenig liquide Mittel zur Verfügung, "um den Sender in einem geordneten Prozess in ruhigere Fahrwasser zu lenken", so der Betriebsrat. Wahl ist am Mittwoch auch in der RNF-Nachrichtensendung "RNF Life" zu sehen gewesen und wies auf die angespannte Finanzlage hin. "Es ist so gut wie kein Geld vorhanden", so Wahl. Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverfahren wurde die Insolvenz übrigens durch einen Gläubiger beantragt.
Betroffen sind nach Angaben der Arbeitnehmervertreter 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und diese suchen nun händeringend nach neuen Investoren. "Die Situation ist existenziell. Es geht nicht um langfristige Visionen oder strategische Neuausrichtungen – es geht um die nächsten Tage", heißt es. Die Mitarbeitenden richten auch einen Appell an Wirtschaft, Politik, Institutionen und Unterstützerinnen und Unterstützer in der Region: "Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen. Noch ist es nicht zu spät. Aber es ist verdammt knapp."
Es ist die vierte Insolvenz seit 2018
RNF steht nicht zum ersten Mal vor einer unklaren Zukunft. Der Sender befindet sich mittlerweile zum vierten Mal seit 2018 in der Insolvenz. Und auch wenn es zunächst ungewöhnlich erscheint, dass der Tod des geschäftsführenden Gesellschafters dazu geführt hat - auch damit hat das RNF-Team Erfahrung. Im Januar 2020 hatte der Heidelberger Unternehmer Andreas Schneider-Neureither den Sender übernommen. Nach dem Tod Schneider-Neureithers ging der Sender 2021 ebenfalls in die Insolvenz.
Und auch der Insolvenzverwalter Tobias Wahl kennt den Regionalsender aus früheren Zeiten. Als RNF 2018 zum ersten Mal zahlungsunfähig war, damals verlor man das RTL-Regionalfenster und geriet daraufhin in eine finanzielle Schieflage, ist Wahl ebenfalls beim Sender im Einsatz gewesen. Nun sucht er erneut nach Geldgebern für den Sender, die RNF zunächst kurzfristig, aber dann möglichst auch langfristig über Wasser halten können.
Laut Tobias Wahl gibt es aktuell auch schon einen möglichen Investor für die mittel- und langfristige Zukunft, dieser habe "ernsthaft und glaubwürdig" sein Interesse bekundet, würde aber Zeit brauchen. Um die Verhandlungen mit diesem Interessenten zu führen, soll nun eben eine Zwischenfinanzierung aufgetrieben werden. Es muss also möglichst schnell Geld her. "Geld, von dem ich nicht sagen kann, dass ich es zurückzahlen könnte", so Wahl.
von




