Der überraschende Verlust der Bundesliga-Rechte bei der letzten Ausschreibung steckt Premiere offenbar noch in den Knochen. Damals hatte man sich als unverzichtbar gewähnt und wollte der Liga eine Verbannung der Free-TV-Berichterstattung aus dem Vorabend diktieren. Für das Modell mit Sportschau bot man dem Vernehmen nach nur einen lächerlich geringen Betrag. Die Folge: Die Liga gab Arena den Vorzug und stürzte Premiere in eine Krise, auch wenn der Abonnentenrückgang weit weniger schlimm ausfiel als von vielen prognostiziert.
Dennoch: Das gleiche soll Premiere bei der nun anstehenden Ausschreibung der Liga-Rechte ab 2009 bloß nicht noch einmal passieren. Daher verhält sich der Pay-TV-Sendern nun deutlich versöhnlicher als beim letzten Mal. Understatement statt kraftstrotzender Forderungen wie noch unter Georg Kofler sind diesmal angesagt. Bei Premiere sei "ein neuer Realismus eingekehrt", sagte Premiere-Sportvorstand Carsten Schmidt gegenüber dem "Tagesspiegel". Und: "Wir wollen keine Druckszenarien entwerfen."
Sicher, könnte man sich etwas wünschen, dann wäre es die Free-TV-Erstverwertung nach 22 Uhr. Das sei schließlich auch ein "etablierter, gelernter Platz für Sport im Fernsehen", so Schmidt. Aber er schiebt nach: "Wir fordern das nicht ultimativ, wir stehen zur Verfügung wenn der Fußball sich in diese Richtung verändern will." Statt harter Forderungen hat sich Premiere nun auf Appelle an die Vernunft der Vereine verlegt. Schließlich wisse auch die Liga, dass die Refinanzierungsmöglichkeiten im Pay-TV stärker wachsen als im Free-TV.
Schmidt wirbt auch um Verständnis bei den Fans: "Wenn aber der Spitzenfußball in Deutschland bleiben soll, dann wird es mit dieser Romantik nicht nach vorne gehen. Wir würden die Fortentwicklung mitfinanzieren." Falls die Liga aber "aus gesellschaftspolitischen Gründen" an der "Sportschau" um 18:30 Uhr feshtalten wolle, werde man sich auch dann am Bieterverfahren "im Rahmen unserer Möglichkeiten" beteiligen.