Foto: RTLUm die schwächelnden Gerichtsshows am Nachmittag abzulösen, startete RTL im vergangenen Oktober die erste Stufe seiner Nachmittagsreform - die jedoch gewaltig nach hinten losging. "Familienhilfe mit Herz" floppte von Beginn an und ist schon wieder Geschichte, das verkürzte "Staatsanwalt Posch ermittelt" kam um 17 Uhr ebenfalls nicht an und wurde in den frühen Morgen verbannt und auch Oliver Geissen tut sich auf dem neuen Sendeplatz schwerer als zuvor um 13 Uhr.

Höchste Zeit also, an der katastrophalen Situation am RTL-Nachmittag, der vor allem Sat.1 mit seinen Gerichtsshows in die Hände spielt, etwas zu ändern. Am 5. Mai setzt RTL daher zur zweiten Stufe seiner Daytime-Reform an. Wie DWDL.de bereits vor zwei Wochen berichtete, setzen die Kölner dabei auf eine neue Talkshow, eine Dokusoap sowie eine neue Quizshow.

Moderiert wird der neue Talk um 15 Uhr von Natascha Zuraw, deren Namen das Format nach alter Talkshow-Manier auch trägt. Der Untertitel "Der heiße Stuhl" ist zwar einstweilen verschwunden, doch dass es wieder krawallig zugehen wird macht wohl schon die Bezeichnung als "konfrontative Talkshow" klar, die RTL verwendet. Die Sendung unterscheidet sich dabei in verschiedenen Punkten von den klassischen Daily-Talks: So werden in einer Sendung jeweils mehrere Themen behandelt. Pro Sendung werden bis zu fünf Gäste begrüßt, die jeweils eine "besonders provokante Meinung" vertreten.

Die Talk-Gäste sitzen in der Mitte einer 360 Grad-Studioarena und stellen sich dabei den Fragen des Publikums. Natascha Zuraw soll die Diskussion moderieren, jedoch auch klar Stellung beziehen. Als Beispiel-Statements der Gäste nennt RTL übrigens "Ich wiege 142 kg und strippe für mein Leben gern", "Bevor mir jemand krumm kommt, schlage ich zu" und "Auch als 65-jähriger Rentner kriege ich jede junge Frau" - zumindest das hat sich im Vergleich zu den klassischen Daily Talks also nicht geändert. Produziert wird der Talk von Straßenfeger TV.

Im Anschluss zeigt RTL "Mitten im Leben", wie DWDL.de ebenfalls bereits vor zwei Wochen berichtete. RTL will darin "aufregende Geschichten des deutschen Alltags, mutige Schritte in eine bessere Zukunft, aufreibende Familienkonflikte und berührende Auseinandersetzungen mit harten Schicksalsschlägen" zeigen. "Mitten im Leben" erinnert damit klar an den ProSieben-Erfolg "We are Family". Allerdings erscheint die Wahl des Titels etwas unglücklich: "Mitten im Leben" hieß auch eine Comedyserie, die noch im vergangenen Sommer ebenfalls bei RTL zu sehen war. Produzieren werden das Format verschiedene Produktionsfirmen, darunter MedienKontor, Filmpool, Imago-TV, spin tv und TVN.

Um 17 Uhr kommt dann die schon länger angekündigte Quizshow "Einer gegen Hundert", moderiert von Wolfram Kons. Ein Kandidat tritt darin gegen100 Gegner an und kann 100.000 Euro gewinnen. Das Format, das in vielen Ländern in der Primetime läuft und auch bei RTL schon einmal mit Linda de Mol im Hauptabendprogramm zu sehen war, wird in der halbstündigen Variante auch diesmal von Endemol produziert.

Wolfram Kons hat dabei sicher die schwerste Aufgabe: Der 17 Uhr-Sendeplatz zählt seit Jahren zu den größten Problemfällen bei RTL. Doch RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger ist in jedem Fall optimistisch: "Wir bieten den Zuschauern ab Mai über den gesamten Nachmittag zu jeder Stunde sehr klare Alternativen zu den derzeit gängigen Programmfarben." Ob sich das auch auszahlt, muss sich aber erst noch zeigen.