Bild: WAZ MediengruppeChristian Nienhaus, der seit Anfang Juli gemeinsam mit Bodo Hombach an der Spitze der WAZ-Mediengruppe steht, kündigt in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Sparmaßnahmen bei den Zeitungen der Gruppe im Ruhrgebiet an - und schließt dabei auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. "In einer veränderten Welt müssen die Unternehmen sich anpassen und ihre Abläufe in Frage stellen und gegebenenfalls verändern", so Nienhaus.

Die WAZ-Grupep habe "im Ruhrgebiet ein Kosten- und Ergebnis-Problem", so der WAZ-Manager weiter. "Nicht alle Titel schreiben schwarze Zahlen." Daher müsse man nun eine Debatte über Synergiepotenziale führen. "Es ist einfach nicht sinnvoll, dass bei einem Spiel von Borussia Dortmund vier Redakteure von vier Titeln im Stadion sitzen, die vier mehr oder weniger gleiche Artikel schreiben", so Nienhaus.

Diskutiert wird jetzt über eine gemeinsame Produktion oder einen gemeinsamen Newsdesk. Über genaue Maßnahmen sei aber noch nicht entschieden. Man wolle "die Qualität erhöhen und gleichzeitig Kosten sparen". Als Vorbild führt Nienhaus die Berliner Morgenpost/Welt-Gruppe ins Feld, die ein "interessantes Modell der Zusammenarbeit" entwickelt habe. Fest stehe aber: Alle Marken sollen weiterhin eigenständig am Markt bleiben. "Wir werden in keinem Fall Titel verschmelzen", so Nienhaus. Jede Zeitung werde in jedem Fall auch in Zukunft eine eigene Gewichtung und Mischung der Themen vornehmen.

Neben Sparmaßnahmen denkt Nienhaus auch über neue Erlösquellen nach. Während seiner Zeit bei der "Bild"-Zeitung habe er gelernt, dass man eine "aggressive Marketingstrategie und Markenpflege" betreiben müsse. "Diese Zeitung ist in Wahrheit eine Marketingmaschine", so Nienhaus mit Verweis auf den Verkauf diverser "Volks-"Produkte. "Da muss man schauen, was davon übernommen werden kann."

Doch Nienhaus richtet auch kritische Worte an seinen Ex-Arbeitgeber. Der angekündigte kostenlose Wochentitel für Berlin ruft bei ihm Kopfschütteln hervor. Er finde es merkwürdig, dass nach dem Streit um Pin und eine Gratiszeitung der Deutschen Post gerade sie die Zustellung übernehmen soll. "Das ist ein bißchen instinktlos". Auch die Erfolgsaussichten hält er für begrenzt. "Das scheint eine Leseprobe, eine Art ARD-Wochenspiegel zu sein, den ja kaum jemand anschaut."