Christian BeckerAuch wenn die Telenovela bei ProSieben alles andere als ein Erfolg war: Produzent Christian Becker, Chef der Produktionsfirma Rat Pack, steht nach wie vor hinter dem Projekt. In einem Podiumsgespräch während der 18. Cologne Conference, die in diesen Tagen in Köln stattfindet, sagte Becker am Donnerstag: "Es war nicht so schlecht, wie alle immer gesagt haben". Für ihn liegt der Flop der Serie vor allem im Zusammenspiel zweier Faktoren begründet: "Es war der falsche Zeitpunkt und der falsche Sender", so Becker.

Ob das Format, dessen 104 Folgen nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit von ProSieben bis zum Ende gezeigt worden sind, bei einer anderen Zielgruppe punkten kann, wird sich im kommenden Jahr zeigen, wenn der Jugendsender Viva, der die Rechte an dem Format erworben hat, die Serie mit Janin Reihhardt noch einmal zeigt.
 

 
Eines allerdings ist Becker mit der Serie gelungen: "Wir wollten zeigen, dass ein kleines, mittelständisches Unternehmen ein Projekt wie 'Lotta in love' stemmen kann", so der Produzent, der bereits schon so einiges gestemmt hat. Vor allem mit erfolgreichen Spielfilmen kann sein Unternehmen aufwarten. Aus dem Hause Rat Pack stammen Filme wie zum Beispiel "Der Wixxer", "Hui Buh" und "Die Welle". Auch für die "ProSieben Märchenstunde" und die "Funny Movies" zeichnet Becker mit seinem Team verantwortlich.

Doch auch wenn verschiedene Serien-Konzepte in der Schublade liegen, so werde Rat Pack von den Sender eher als Lieferant für Event-Filme wie "Meine verrückte türkische Hochzeit" und "Das Jesus-Video" angesehen, erklärte Becker in Köln. "Obwohl wir gerne eine Serie hätten - wie alle Produzenten", fügte er hinzu. Ideen gebe es genug. Es bedürfe nur mehr Mutes bei den Sendern.
 
Dabei kann sich Becker über mangelnde Auslastung sicher nicht beklagen. Neben einer Neuverfilmung des Jugendromans "Die Vorstadtkrokodile" und der Vorbereitung zu weiteren Filmen, dreht das Team von Rat Pack derzeit die Kino-Variante von "Wickie und die starken Männer".
 
Hierfür wurden eigens gemeinsam mit ProSieben in der Casting-Show "Bully sucht die starken Männer" geeignete Darsteller gesucht. Die Zusammenarbeit mit den so rekrutierten Schauspielern gestalte sich zu Weilen schwierig, da es sich um Neulinge im Filmgeschäft handele, plauderte Becker aus dem Nähkästchen. Dennoch laufe die Produktion, der die ProSieben-Sendung noch einen angenehmen Promotion-Schub verliehen habe, gut.

Darüber hinaus betreibt Becker mit seinen Kollegen ein eigenes DVD-Label. Das allerdings mehr aus Leidenschaft, denn aus wirtschaftlichen Interessen. Der Ausgangspunkt sei die Angst gewesen, dass ein Mitbewerber den Comedy-Klassiker "Didi - Der Doppelgänger" in einer nicht zufriedenstellenden Qualität herausbringe.
 
Also habe man sich selbst darum gekümmert. Mittlerweile hat das Unternehmen zahlreiche Film- und Fernsehklassiker in liebevoller Bearbeitung auf den Markt gebracht. Das Ziel sei es dabei, die Faszination der jeweiligen Inhalte - von Dieter Hallervorden bis hin zu Filmen von Adolf Winkelmann - für den Zuschauer erlebbar zu machen.

Auch wenn Christian Becker beruflich derzeit viel zu tun hat: Am Wochende darf gefeiert werden. Am heutigen Freitag erhält er im Rahmen der Cologne Conference den Hollywood Reporter-Award, der laut Statut eine aufstrebende Persönlichkeit aus dem Fernseh- und Filmbereich ausgezeichnet, „die bereits ein internationales Publikum auf sich aufmerksam gemacht hat“. Und am Samstag dann könnte Becker vielleicht mit einem Deutschen Fernsehpreis nach Hause gehen. Seine Sat.1-Produktion "Das Wunder von Loch Ness" ist nominiert.