Grafik: DWDL.de; Logo: ZDFNachdem Elke Heidenreich, die bislang die Literatursendung "Lesen!" im ZDF präsentiert hatte, nach dem Eklat beim Deutschen Fernsehpreis mit ihrem Sender hart ins Gericht ging und gar bekundete, sich für ihren Arbeitgeber zu schämen, sinkt die Bereitschaft der Mainzer, weiter mit Heidenreich zusammenzuarbeiten wohl langsam gegen Null.

Während bislang immer davon die Rede war, dass die Sendung im kommenden Jahr womöglich nicht fortgesetzt werden solle, steht nun offenbar auch eine sofortige Absetzung zur Debatte. Eigentlich waren für dieses Jahr noch zwei Ausgaben geplant. Dem "Handelsblatt" sagte Programmdirektor Bellut nun aber: "Ich sehe noch keinen Sendetermin."

Mehr noch: Seine Neigung, mit Heidenreich zu sprechen, sei gering. Sie habe "keine Einsicht erkennen lassen". Offenbar fehlt inzwischen selbst die Bereitschaft, das Verhältnis wieder zu kitten. Auch ZDF-Intendant Schächter hatte ihr in einem Brief den Abschied nahegelegt. Es herrsche "die Auffassung, dass diejenige, die sich für das ZDF schämt, nicht gezwungen werden sollte, für dieses weiter zu arbeiten - erst recht nicht als privilegierte, exponierte Moderatorin einer Büchersendung. Bitte erwarten Sie von mir nicht, dass ich versuchen werde, Sie umzustimmen", so Schächter.

Foto: ZDFIn einem Interview mit dem "Spiegel" verteidigte sich unterdessen der persönlich kritisierte Thomas Gottschalk gegen Heidenreich: "Dass eine so kluge Frau aus der Hochkulturabteilung sich zu so einem polternden Ausbruch gekränkter Eitelkeit hinreißen ließ, nur weil nicht sie die Laudatio auf Reich-Ranicki halten durfte, wirkte auf mich höchst krampflösend", so Gottschalk. Das "Gekeife in dieser Schrillheit" habe ihn überrascht. Sie habe sich "verhalten wie eine beleidigte Leberwurst".

Unterdessen meldete sich Elke Heidenreich erneut mit einem Beitrag auf "FAZ.net" zu Wort - und strickt fleißig an ihrer Rolle als Märtyrerin im Kampf um ein vermeintlich besseres Fernsehen. Falls ihre Sendung nicht fortgesetzt werde, scheitere es "entweder an Inkompetenz oder Rachsucht der Verantwortlichen, bestimmt nicht an mir", so Heidenreich wörtlich.

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Falls es zu einer weiteren Ausgabe von "Lesen!" kommt will sie in der Sendung die Auseinandersetzung nicht thematisieren. Außerhalb lege sie sich aber "durchaus gern öffentlich weiter an in Fragen der Qualität und der Kompetenz". Heidenreich sieht sich als Sprecherin vieler. Auf der Buchmesse hätten ihr "hunderte von Autoren, Lesern, Buchhändlern, Verlegern, Journalisten" bestätigt, dass sie das Fernsehen in dieser Form "auch nicht mehr ertragen" könnten. Ihren aggressiven Ton rechtfertigt Heidenreich: "Ich gebe zu, das war scharf, aber es war auch nötig, denn wo keine Funken fliegen, brennt nichts. Jetzt brennt es."

Thomas Gottschalk kann der Qualitätsdebatte hingegen wenig abgewinnen. Mit Blick auf das "mitunter alberne, aber schmerzfreie Unterhaltungsfernsehen", das er machen wolle,  sagte Gottschalk dem "Spiegel": "Ich nenne es Überheblichkeit, wenn mir und den Leuten so was madig gemacht wird." Ihn ärgere "die generalistische Ablehnung derer, die sich für so was für zu intelligent halten. Die sollen ihren Schopenhauer lesen und mich in Ruhe lassen!"