Logo: WAZMit großer Geschwindigkeit nehmen die Veränderungen in der WAZ-Gruppe, mit denen das Unternehmen auf die aktuelle wirtschaftliche Schieflage reagiert, Formen an. So stellten am gestrigen Donnerstag die Chefredakteure der Titel "WAZ", "NRZ" und "WR" dem Betriebsrat ein neues Konzept vor, das vorsieht, eine titelgreifende Mantelredaktion zu schaffen, die für die übergreifenden Inhalte der Blätter verantwortlich zeichnet.

Vorgesehen ist hierfür ein so genannter Content-Desk, der in den Bereichen In- und Ausland, Wirtschaft, Sport, Kultur, Vermischtes und Fernsehen Inhalte liefert und an dem Redakteure aus allen drei Titeln arbeiten sollen. Die früheren Ressorts bei den einzelnen Titeln sollen zu Gunsten entsprechender Newsdesks für jedes Thema aufgelöst werden. "Die personelle Stärke richtet sich nach dem Workflow, der noch in Einzelheiten zu bestimmen ist und nach der Online-Anbindung", teilt das Unternehmen im Internet seinen Mitarbeitern mit.
 

 
Erhalten bleiben sollen für jede der drei Zeitungen die Titelredaktionen, die die jeweiligen Marken pflegen, die ihren eigenständigen Auftritt behalten sollen. Die Titelredaktionen sollen sich zudem um die Gewichtung der zugelieferten Inhalte in den einzelnen Blättern kümmern und Texte beim Content-Desk bestellen.
 
Grundsätzlich gilt künftig bei den WAZ-Titeln: Online first. "Durch die Bündelung der Inhalte von Print und Online wollen wir Marktführer werden", heißt es aus dem Unternehmen. Ein neues Redaktionssystem hierfür werde "mit Hochdruck eingeführt". Das neue Konzept solle allerdings bereits mit dem alten System umgesetzt werden. Ende November bis Anfang Dezember solle den Betriebsräten das abschließende Konzept vorgestellt werden.

Ausgenommen von der neuen Mantelredaktion wird die Tageszeitung "Westfalenpost". Hier werde das Sondermodell einer Heimatzeitung für Südwestfalen erarbeitet. Zu einem speziellen Angebot für die Leser in der ländlich strukturierten Region gehöre auch eine eigene Mantelproduktion.

In der neuen Struktur, die aus einer Notwendigkeit zum Sparen entstand, sieht "WAZ"-Chefredkateur und Mitglied der Geschäfsführung der WAZ-Gruppe, Ulrich, Reitz, auch eine große Chance. "Wenn eine Zeitung in Deutschland heute sparen muss, bleibt ihr wenig anderes übrig als blank zu sparen. Bei der WAZ-Gruppe müssen wir sparen, können das aber gleichzeitig nutzen, um die Qualität zu verbessern", sagte Reitz der "FAZ". Hinter dem neuen Konzept stecke auch die "unternehmensstrategische Aussage, dass wir uns zum Qualitätsjournalismus bekennen", so Reitz.

Informiert werden die Mitarbeiter und die Öffentlichkeit über die anstehenden Veränderungen derzeit über ein Weblog, das der Verlag in sein Internet-Portal "Der Westen" integriert hat. Darin will man "versuchen, bei der schwierigen Diskussion um die Restrukturierung der WAZ-Aktivitäten in NRW einen Informationskanal zu nutzen, der eine Alternative zu Pressemitteilungen und Flurfunk darstellt".

Die Vorstellung des neuen Mantelkonzepts ist Teil umfassender Umstrukturierungsmaßnahmen, mit denen die WAZ-Gruppe künftig die von Bodo Hombach angekündigten 30 Millionen Euro jährlich einsparen will. Laut einem Bericht der "FAZ" schätzen Branchenkenner, dass in der Mantelredaktion der betroffenen WAZ-Titel ein Viertel der insgesamt rund 200 Redakteure künftig nicht mehr benötigt würden. Laut "FAZ" haben die Gewerkschaften die WAZ-Mitarbeiter für den kommenden Dienstag zu einer Versammlung aufgerufen.