Logo: Deutscher PresseratDie "Bild"-Zeitung hat sich am Donnerstag eine öffentliche Rüge vom Deutschen Presserat eingefangen. "Bild" hatte bei der Berichterstattung über einen Flugzeugabsturz im Himalaya auf der Titelseite großformatig ein Foto der Unglücksstelle abgebildet, auf dem verkohlte Leichen zu sehen waren. Im Innenteil wurden dann Fotos einiger Passagiere veröffentlicht, wodurch ein Teil der Opfer identifizierbar geworden sei.

Durch den "assoziativen Zusammenhang zwischen den Abgelichteten im Innenteil und den anonymen Leichen auf der Vorderseite" sah der Presserat zudem die Gefühle der trauernden Angehörigen verletzt. Damit habe "Bild" gegen die Ziffern 8 und 11 des Pressekodex verstoßen, die die Presse unter anderem verpflichten, auf eine "unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt und Brutalität" zu verzichten.

Bei "Bild" ist man sich unterdessen keiner Schuld bewusst. Chefredakteur Kai Diekmann kritisiert in einer Erklärung die Rüge und wirft dem Presserat vor, mit zweierlei Maß zu messen und verweist auf frühere Entscheidungen etwa zu Abbildungen des Concorde-Absturzes oder der Tsunami-Katastrophe bei "Stern" und "Spiegel". Nach Diekmanns Sicht hätte unter den gleichen Kriterien auch die "Bild"-Berichterstattung als unbedenklich eingestuft werden müssen. Diekmann: "Mit einer solch rätselhaften Entscheidung verunsichert der Presserat die Redaktionen. Vollständigkeit gehört auch zur Wahrheitspflicht der Berichterstattung."

 

 

Unterstützung bekommt Diekmann von Ernst Elitz, Intendant des DeutschlandRadios, der bei der fraglichen "Bild"-Ausgabe die öffentliche Blattkritik gehalten hatte und damals von einer "akzeptablen Lösung" sprach. "Bild" zitiert Elitz heute so: "Man darf die Welt nicht schöner zeichnen als sie ist. Unglücke, Kriege und Katastrophen bei denen Menschen ums Leben kommen, lassen sich nicht verdrängen. 'Bild' hat eine aus der Distanz aufgenommene Totale nach dem Flugzeugabsturz gezeigt. Menschliche Leichen wurden hier keineswegs in den Vordergrund gerückt. Aber das Gesamtbild hat Betroffenheit geweckt. Das Bild hat Wirklichkeit gezeigt, aber keinen Voyeurismus betrieben." Auch Mitgefühl zu wecken sei eine Aufgabe der Medien.