Eurovision Song Contest 20082009 wird als Jahr des großen Jury-Comebacks in die Geschichte des Grand Prixs eingehen. Nachdem beim europäischen Musikwettbewerb zuvor die undurchsichtigen Jurys zuvor Schritt für Schritt abgebaut worden waren, geht das Urteil der vermeintlichen Experten diesmal zu 50 Prozent in die Punktevergabe mit ein. Beim deutschen Beitrag durfte das gemeine Volk in diesem Jahr überhaupt nicht mitbestimmen, der NDR verzichtete auf einen nationalen Vorentscheid und ließ eine Jury im Geheimen über den Teilnehmer entscheiden.

Das soll im kommenden Jahr allerdings wieder anders sein, wie Ralf Quibeldey, Leiter Talk und Unterhaltung beim NDR, in einem Interview mit der "Musikwoche" nochmals ausdrücklich betonte. "Wir haben den Vorentscheid nicht abgeschafft, sondern für ein Jahr ein anderes Verfahren gewählt", so Quibeldey. "Die kreative Pause ist vorbei. Im nächsten Jahr wird es wieder einen Vorentscheid geben, in neuer Form."

Vom nicht-öffentlichen Verfahren hatte sich der NDR eine höhere Teilnahmebereitschaft namhafter Produzenten und Künstler erhofft. Letztlich waren es laut Quibeldey "elf ernstzunehmende, international konkurrenzfähige Beiträge", aus der die Jury auswählen konnte. Das Ergebnis - der Song "Miss Kiss Kiss Bang" von Alex Christensen und Oscar Loya (Alex Swings Oscar Sings) rief in der Öffentlichkeit bislang allerdings nicht gerade Begeisterungsstürme hervor.

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Quibeldey kann das nicht so ganz verstehen: "Ich bin enttäuscht darüber, dass so viele Fans das Ergebnis kritisierten, ohne den Song richtig gehört zu haben". Auf das maue Presse-Echo gibt er wenig: "Dass die Presse über den deutschen ESC-Beitrag lästert, ist alle Jahre ein Automatismus." Der Song sei "eine Mischung aus Swing und Dance, hochgradig tanzbar, mit modernem Groove". Damit spreche er unterschiedliche Zielgruppe an und habe daher auch gute Chancen.