Foto: PhotocaseDer Deutschen Presse-Agentur droht ein weiterer Kunde abhanden zu kommen. Bereits im vergangenen Jahr spielte Verleger Dirk Ippen öffentlich mit dem Gedanken, auf die Dienste der größten deutschen Nachrichtenagentur zu verzichten. Nun werden diese Pläne offenbar konkreter.

So hatte die von Ippen verlegte "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) sechs Wochen lang probeweise auf die Meldungen der Agentur verzichtet. Gegenüber der "SZ" zog Chefredakteur Horst Seidenfaden nun das Fazit "Es geht ohne dpa, keine Frage". Zwar liefere die dpa mehr und schneller Meldungen als die anderen Agenturen, der Landesdienst Hessen, der für seine Zeitung wichtig sei, sei aber schwach. Ippen kündigte unterdessen an, das in den nächsten Wochen über eine Kündigung der dpa bei seinen Titeln diskutiert werde, Entscheidungen würden aber frühestens zur Jahresmitte fallen.

Bei der dpa arbeitet man unterdessen daran, sich auf den Wandel in der Medienbranche einzustellen. Dazu gehört auch, dass die bislang getrennten drei Zentralredaktionen in Berlin zusammengeführt werden sollen. Für diese Pläne gab der Aufsichtsrat der Nachrichtenagentur am Dienstag nun grünes Licht. "Im sechzigsten Jahr ihres Bestehens sieht sich die dpa tiefgreifenden Herausforderungen gegenüber. Diese Freigabe durch den Aufsichtsrat ist ein entscheidender Schritt, um sie zu meistern", kommentiert Noch-Chefredakteur Wilm Herlyn. Auch sein Nachfolger Wolfgang Büchner begrüße die Entscheidung und sei bereits in das Projekt mit eingebunden.

Nach Ansicht Herlyns erfordern die "Veränderungen in der Medienbranche in Richtung Multimedia von dpa eine grundlegende Neuausrichtung". Bislang sind die Zentralredaktionen dreigeteilt: Die Bildredaktion arbeitet in Frankfurt am Main, die Dienste für Internet und Mobilfunk werden wie die Ratgeberangebote, die Grafiken und die Ressorts Politik International, Wirtschaft, Vermischtes, Wissenschaft, Medien, Kultur und Sport in Hamburg erstellt. Die Redaktion Politik Deutschland sitzt mit einer Fotoredaktion, dem Audio- und Videoteam und dem Englischen Weltnachrichtendienst in Berlin. Sie alle sollen nun in Berlin zusammengeführt werden.

"Wir können im 60. Jahr der dpa-Geschichte eine schlagkräftige und schlanke Einheit schaffen, in der über Medien- und Ressort-Grenzen hinweg geplant, produziert und ausgeliefert werden kann.", so Herlyn. Für rund 200 Mitarbeiter bedeutet das aber einen Umzug - oder den Verlust des Arbeitsplatzes. "Wir wissen, dass diese Entscheidung von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhebliche Flexibilität erfordert. Wir werden die Konsequenzen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen prüfen und uns um faire und tragbare Lösungen bemühen", so Geschäftsführer von Trotha.