Elmar TheveßenZur Analyse der bis dato geäußerten Kritik am neuen ZDF-Nachrichtendesign sagt Theveßen (Foto), dass sich die Kritik aufteile. Einmal gebe es diverse  Geschmacksfragen. Da gehe es laut Theveßen etwa darum, ob die Farben nicht etwas zu schwach oder das Studio etwas zu groß sei. Wie bei einem neuen Auto müsse man sich eben erst daran gewöhnen, argumentiert der stellvertretende ZDF-Chefredakteur. Änderungsbedarf gebe es da nicht. Doch dann gebe es auch Kritik an der Verständlichkeit und Lesbarkeit der neuen Nachrichten. Da geht es etwa um zu kleine Schriften. "Das ist etwas, was uns ganz besonders bewegt", so Theveßen. "Da werden wir ganz genau hinschauen und da wo wir nachjustieren und verändern müssen, weil die Zuschauer es nicht lesbar oder verständlich finden, da werden wir das auch machen."

Nachdem die "Bild" sich am Samstag populistisch über die Baukosten des neuen Studio-Komplexes und die Anschaffungskosten der neuen Technik in Höhe von 30 Millionen Euro aufregt, relativierte Theveßen die vermeintlich hohe Summe. Hätte man den alten Studiokomplex, in den 80er Jahren gebaut, u.a. für das HD-Zeitalter fit machen wollen, hätte das laut Theveßen auch mindestens 20 Millionen Euro gekostet. Im Neubau biete neben dem Hauptstudio jetzt ein zweites Studio neue Möglichkeiten, plattformübergreifend auch mehr für das Internet produzieren zu können. Auch deshalb, da die Redaktion von heute.de ebenfalls in das neue Gebäude zieht, das damit mehr ist als nur ein neues Studio.
 


Bemerkenswert ist gut 24 Stunden nach der Premiere des neuen Studios weniger dessen Optik. Über die war schon im Vorfeld viel bekannt. Und dennoch wird es noch anhaltende Diskussionen geben. Interessanter ist aber, wie offen das ZDF den Relaunch seiner Nachrichtensendungen begleitet. Im Vorfeld groß dafür zu werben ist natürlich leicht. Dass aber Minuten danach im Web mit den Zuschauern darüber gechattet wird und der stellvertretende Chefredakteur schon am nächsten Mittag on air ein Zwischenfazit zieht, dabei auch unangenehme Kritikpunkte anspricht und Korrekturen ankündigt, ist bemerkenswert. Ein aktiver Umgang mit dem Feedback der Zuschauer - auch wenn es unbequem ausfällt.

Ganz sicher ist der Relaunch der ZDF-Nachrichten kein Start in ein neues Fernsehzeitalter, wie die Mainzer es etwas zu großspurig verkaufen. Es könnte aber ein weiterer Schritt hin zu einer neuen Dialoghaltung zwischen Sender und Empfänger sein. So wie die ARD-Kollegen der "Tagesschau" mit ihrem Blog schon vor längerer Zeit eine neue Ebene in der Kommunikation mit dem Zuschauer eingeführt haben. Von dort sendet übrigens Dr. Kai Gniffke, ARD Aktuell-Chefredakteur, ein eingeschränktes Lob nach Mainz. "Kompliment für den Mut der ZDF-Kollegen, neue Wege zu gehen", schreibt er zum News-Relaunch des ZDF. Doch das virtuelle Studio überzeuge ihn nicht.