ZDF LogoEinige Monate war es still um die künftige Besetzung des Chefredakteur-Postens beim ZDF. Nachdem sich im Frühjahr abgezeichnet hatte, dass der Verwaltungsrat des Senders eine erneute Berufung von Nikolaus Brender blockieren will, hatte Indendant Markus Schächter die Entscheidung in Rücksprache mit Brender auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt. Eigentlich hätte Brender ein Recht darauf gehabt, ein Jahr vor Auslaufen seines derzeitigen Vertrages, der am 31. März 2010 endet, eine Entscheidung über die Zeit danach zu erhalten.

Für die Zwischenzeit hatte Schächter angekündigt, ein Gutachten erstellen zu lassen, das klären sollte, ob der Verwaltungsrat den Vorschlag des Intendanten für die Besetzung der Chefredaktion überhaupt blockieren kann. Laut Senderstatuten sollen Intendant und Verwaltungsrat in dieser Frage im Einvernehmen handeln. Das Gutachten wurde jedoch nicht erstellt. Laut einem Bericht der "FAZ" wurde vom Verwaltungsrat mit einem Gegengutachten gedroht. Im Juli hieß es seitens des ZDF gegenüber DWDL.de, das Gutachten liege auf Eis, da man noch versuche, eine einvernehmliche Lösung zu erreiche.
 
 
 

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Am heutigen Freitag steht erneut eine Sitzung des Verwaltungsrates an. Laut "FAZ" soll das Thema Brender auf einen Termin Ende November vertagt werden. Doch die Fronten sollen sich verhärtet haben. "Nikolaus Brender ist mein Kandidat!", soll Intendant Schächter immer wieder betont haben, meldet die Zeitung unter Berufung auf Senderkreise. Ein letzter Hoffnungschimmer für eine Einigung mit dem Gremium könnte die Bildung der neuen Bundesregierung in den kommenden Wochen sein. Sollte nämlich Hessens Ministerpräsident Roland Koch tatsächlich ein Ministeramt übernehmen, so säße er nicht mehr als Landesvater im Verwaltungsrat. Denkbar, dass sein Nachfolger in der Frage kompromissbereiter ist.

Der Widerwillen gegen Brender ging öffentlich vor allem von Koch aus. Offiziell argumentierte der CDU-Politiker und stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates mit inhaltlichen Verfehlungen Brenders, eine politische Absicht war allerdings unverkennbar. So gilt Brender als Chefredakteur, der sich keiner politischen Partei zuordnen lässt, als unberechenbar für die Politik. Allerdings ist Koch nicht der einzige CDU-Vertreter, dem eine Absetzung Brenders gelegen käme. Im "Spiegel" hieß es im März, Brender gelte  auch in der CDU-Spitze als "zu undiplomatisch".