Hulu.comIn den USA macht das TV-Portal Hulu.com gerade eine Karriere wie nur wenige Websites im Jahr 2009. Das US-Network Fox vermeldete in diesem Sommer gar erfreut, dass mit Werbebreaks beim TV-Portal erstmals höhere Werbepreise erlöst werden konnten als bei der TV-Ausstrahlung. Doch diese revolutionäre Entwicklung wird in Deutschland mit gewohnt gemächlichem Tempo verfolgt. Und überhaupt gebe es große Unterschiede.

"In Deutschland war die Entwicklung eine andere, jeder hat seine eigene Videoplattform entwickelt", erklärt Anke Schäferkordt, Chefin der Mediengruppe RTL Deutschland am Mittwoch zu Beginn der Medientage München in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Damit liegt sie allerdings falsch. Auch in den USA haben alle Sender zunächst eigene VoD-Angebote gestartet - und betreiben diese auch weiterhin noch parallel zu Hulu.com.
 

 
Dass Schäferkordt keine Chance für ein deutsches Pendant zu Hulu.com sieht, hat andere Gründe. "Für uns zählt die eigene Programmmarke und auch die Sendermarke, die über dem Ganzen steht. Wo RTL draufsteht, soll RTL drin sein", so die RTL-Chefin in der "SZ". "Auch unsere Werbung wollen wir selbst vermarkten. Uns geht es nicht nur darum, Inhalte möglichst weit zu verbreiten, wir müssen auch die Kontrolle behalten: ob beim Signalschutz oder der Vermarktung."

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Das Horten von Inhalten und Rechten ist kein neues Argument. Diese Sorge treibt deutsche TV-Veranstalter traditionell um. Dass die amerikanischen Networks diese früher ebenfalls vertretene Schutzhaltung bei Hulu.com aufgegeben haben und es nach Bekunden aller großen Marktteilnehmer in den USA nicht bereuen, scheint in der Bewertung noch keine Rolle zu spielen.  Dennoch ist Schäferkordts Absage an ein deutsches Videoportal a la Hulu.com nicht wirklich bedauerlich: Inhaltlich wäre das Portal bei uns dominiert von eigenproduzierten Dokusoaps und nicht, wie in den USA, von hochwertiger Fiction, die in Deutschland aber erst die Begehrlichkeit nach einem solchen Videoportal geweckt hat.
 
Das Internet an sich jedoch spielt für die Mediengruppe RTL Deutschland eine große Rolle. Allerdings mangelt es noch an der Messbarkeit von Reichweiten für Video-Inhalte. "Wir warten leider noch immer auf die Messung, die die echte Mediennutzung über alle Plattformen hinweg erfasst und ausweist", so Schäferkordt im "SZ"-Interview". Sie glaubt aber, dass Bewegtbildinhalte in guter Qualität heute ein Treiber des Wachstums im Internet seien.