Foto: PhotocaseThomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes übt scharfe Kritik an ARD und ZDF hinsichtlich der Gewichtung bei deren Sportübertragungen. In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" sagte Bach über die Box-Veranstaltungen der Öffentlich-Rechtlichen: "Ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, wie hier Zirkus hochgezogen und zelebriert wird und dann auch noch in einer Form der Indentifikation mit dieser Präsentation, von der ich eigentlich glaubte, das sei vorbei, nachdem sich einige bei der Tour de France schon mal die Finger verbrannt haben".

Boxen ist für Bach "allenfalls zweitklassiger Sport". Probleme mit der Übertragung von Boxnächten im ZDF hätte Bach für sich genommen nicht. "Aber sie präsentieren sich als Veranstalter. Da fehlt mir bei einem öffentlich-rechtlichen Programm jedes Verständnis, gerade wenn dafür andere Sportarten und Ereignisse, die zehnmal höher zu bewerten sind, unter den Tisch fallen. Oder in den Kurznachrichtenblock wandern", so Bach.
 

 
Bach warnt im Gespräch mit der "Berliner Zeitung" davor, Sportereignisse zu stark an den Bedürfnissen der Zuschauer auszurichten. "Man hat in vielen Fällen das Gefühl, dass sich der Spitzensport zum bloßen fernsehgerechten Event hin entwickelt. Da muss man aufpassen", sagte er. Mit Blick auf die Zuschauerzahlen der vergangenen Olympischen Spielen stellte Bach fest, dass das Durchschnitts-Alter der Zuschauer steige. Peking im vergangenen Jahr bilde hier eine Ausnahme. Große programmliche Veränderungen sieht Bach jedoch mit Skepsis. "Die Kunst des olympischen Programms ist die Balance zwischen Tradition und Fortschritt. Wenn wir daraus eine reine Präsentation von Trendsportarten machen, dann wären sie nach drei, vier Ausgaben eine schlaffe Kopie der X-Games", erklärt Bach.