Chaos bei den Web- und IPTV-Angeboten der SenderDie beiden großen deutschen Sendergruppen haben sich auf den Aufbau einer gemeinsamen, zentralen TV-Plattform im Internet verständigt. Dies wird aus einer gemeinsamen Mitteilung ersichtlich. Es wäre die in der Presse schon seit Monaten spekulierte deutsche Antwort auf den US-Erfolg von Hulu.com, einer dortigen TV-Website. Die Mediengruppe RTL Deutschland und die ProSiebenSat.1 Media AG planen über ihre zuständigen Töchter den Aufbau eines Gemeinschaftsunternehmens für den Betrieb dieser offenen technischen Plattform zum zeitversetzten Abruf von TV-Inhalten im Internet. Am Freitag wurde dazu bei der zuständigen Europäischen Kommission, Generaldirektion Wettbewerb, ein Antrag auf Genehmigung eingereicht.

Der Aufbau und Betrieb des neuen Portals steht damit noch unter Vorbehalt. Das neue Internet-Angebot soll privaten und öffentlich-rechtlichen TV-Sender aus Deutschland und Österreich offenstehen. Die Initiatoren wollen weitere Partner für das Projekt gewinnen, bei dem Zuschauer bzw. Internet-Nutzer komplette TV-Formate, Serien und Filme sieben Tage nach der Ausstrahlung kostenlos als Stream abrufen können. Das machen die meisten Fernsehsender auch heute schon: Allerdings einzeln und teils gut versteckt auf den jeweiligen Sender-Websites. Bei dem neuen, noch namenlosen Portal, wären die Angebote aller teilnehmenden Sender zusammengefasst.
 

 
Einen entscheidenden Unterschied zum amerikanischen Hulu gibt es allerdings: Die Vermarktung der Inhalte bei dem neuen Portal obliegt weiterhin allein dem jeweiligen TV-Sender. Genau diese fehlende Hoheit über die eigenen Inhalte und deren Vermarktung hatten RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt etwa im vergangenen Herbst dazu bewogen, einem deutschen Hulu eine Absage zu erteilen. Dort sind meist die Produzenten, nicht die Sender Partner. Bei dem neuen, noch namenlosen Portal bei uns sollen die jeweiligen Sender klar als Absender ihrer Inhalte erkennbar bleiben. Die sendereigenen Angebotsbereiche auf der Plattform werden durch die teilnehmenden TV-Sender jeweils selbständig redaktionell betreut und vermarktet. Wie sich das genau darstellen wird, bleibt abzuwarten.

In einer gemeinsamen Erklärung der Mediengruppe RTL Deutschland und der ProSiebenSat.1 Media AG heißt es: "Die Plattform wird den Wettbewerb im deutschen und österreichischen Markt stärken und soll dazu beitragen, die teilnehmenden TV-Sender im Wettbewerb mit internationalen Internetangeboten gut aufzustellen." Für den Betrieb der Plattform planen die RTL interactive GmbH und die ProSiebenSat.1 Media AG die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft, die sich ausschließlich um die technischen Belange, wie etwa Hosting und Streaming kümmern soll. Das Gemeinschaftsunternehmen wird von den teilnehmenden TV-Sendern für die Inanspruchnahme der technischen Infrastruktur und Dienstleistungen vergütet, soll ansonsten organisatorisch unabhängig sein von den Gesellschaftern.