Martin KrapfEin Ruck geht durch die Medengruppe RTL Deutschland - das sagte zumindest deren Chefin Anke Schäferkordt. Zum Auftakt der Primetime-Tour von Vermarkter IP Deutschland durch die Agenturstädte zeigte sich Schäferkordt äußerst zufrieden. Der Ruck, so führte sie aus, sei vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Unternehmen der Gruppe, bislang verstreut in Köln, nun nach und nach unter einem gemeinsamen Dach in Köln-Deutz am Picassoplatz zusammenfinden. Das soll sich auch auf die Arbeitsweise niederschlagen.

Doch ein bisschen ruckte es auch bei den Vertretern der Mediaszene, denn IP-Geschäftsführer Martin Krapf stimmte die Branche beim Auftakt von "IP on Tour" am gestrigen Dienstag in Frankfurt für 2011 für die Sender Vox und RTL auf eine deutliche Preiserhöhung gegenüber dem laufenden Jahr ein. Eine rechnerische Preiserhöhung, wie er mehrfach betonte. Der Hintergrund: Die Sender RTL und Vox entwickelten sich in der Zuschauergunst deutlich besser als zum Jahresbeginn prognostiziert. Dadurch wurde 2010 mit Blick auf die übliche Abrechnungseinheit Tausendkontaktpreis (TKP) zum "Schnäppchenjahr".
 

 
Angesichts des Reichweitenwachstums sind die Preise bei RTL auf TKP-Basis gesunken, bei Vox stabil geblieben. Angekündigt war eine Preissteigerung. Anstatt die Preise im laufenden Jahr nach oben zu korrigieren, werde man vorerst zu den angekündigten Tarifen weitermachen, um den Werbern Planungssicherheit zur gewährleisten. Im neuen Jahr dann sollen die Preise wieder entsprechend erhöht werden.

Die Krise scheint vergangen. TV und Online verzeichnen Krapf zufolge derzeit ein "Stimmungshoch". In beiden Segmenten will IP künftig weiter an den Stellschrauben drehen. So will man bei der RTL-Digitaltochter RTL Interactive die Werbung innerhalb der Bewegtbildangebote (Instream) neu bewerten. Schließlich würden entsprechende Spots bis zu vier Mal mehr erinnert, als der gleiche Werbefilm als Werbeelement auf einer statischen Seite.

In eine ähnliche Richtung geht ein weiteres Projekt, das sich IP auf die Fahne geschrieben hat. Im Zuge der Fragmentierung des TV-Markts in starke Programmmarken und wegen der mal mehr mal weniger hohen emotionalen Kraft von Inhalten soll ein weiteres Bewertungskriterium für die Kampagnenplanung etabliert werden. "Wirkung wird durch die Inhalte erzielt", so Krapf. Neben Reichweite und Kosten für die Kampagne erarbeitet IP derzeit einen entsprechenden Index.

Die neue Messgröße für das Involvment - von IP ganz modern iTKP genannt - setzt sich grob gesagt neben den bisherigen Elementen zusätzlich aus der Verweildauer bei einer Sendung vor und nach dem Werbeblock zusammen. So soll sich die emotionale Einbindung der Zuschauer zum Beispiel in ein "DSDS"-Finale in bare Münze umwandeln lassen. Bei der Erarbeitung der neuen Größe sucht man derzeit das Gespräch mit den Werbekunden. Bis zum Jahresende will man eine anwendbare Definition vorlegen.

Theatralischer Höhepunkt der insgesamt angenehm harmonisch aber unspektakulär inszenierten Gesamtveranstaltung im Frankfurter Palais am Zoo war mit Sicherheit  die Multimediaperformance, die als Trenner zwischen den einzelnen Programmteilen des Screenings fungierte. Zur Musik interagierten bis zu vier Tänzerinnen und Tänzer mit Lichtprojektionen, die mal abstrakt und mal abgestimmt auf das Erscheinungsbild der jeweiligen Sender der Mediengruppe daherkamen.

"Gespannt wie ein Flitzebogen" zeigte sich zudem Vox-Chef Frank Hoffmann. Am gestrigen Abend feierte Vox die erste Casting-Show im Programm, die durch die große Schwester RTL am Wochenende bereits Starthilfe bekommen hatte. Wie man heute weiß, kann Vox mit dem Ergebnis zufrieden sein. Doch noch vor einem halben Tag gehörte der Tipp auf die denkbare Quote zum großen Smalltalk-Thema auch beim Get-together am Abend.