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Der Dokumentarfilm-Verband AG Dok wehrt sich gegen Pläne des NDR, künftig auch sogenannte Scripted Reality-Formate ins Programm nehmen zu wollen. Dazu hat der Verband ein internes NDR-Papier veröffentlicht, aus dem die "Süddeutsche Zeitung" bereits am Wochenende berichtet hatte.

"Imitate wie Glibber-Schinken und Analog-Käse täuschen die Verbraucher ebenso wie gespieltes Anwalts- oder Polizistenleben, das die NDR-Planer für öffentlich-rechtlich sendbar halten", hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung der AG Doku. Die recherchierte Wirklichkeit bleibe auf der Strecke, wenn das Publikum an "billige Pseudo-Dokus" gewöhnt werde.

Die AG Dokumentarfilm forderte die ARD-Intendanten in diesem Zusammenhang auf, solchen Plänen eine Absage zu erteilen und sich stattdessen zum Erhalt des Dokumentarfilms zu bekennen. Immerhin: An den erfolgreichen Scripted Reality-Formaten des RTL-Nachmittagsprogramms will sich der NDR nicht orientieren, wie aus dem NDR-Schreiben von Redakteur Christian Stichler hervorgeht. Darin heißt es: Ein Kopieren der ReaIity-Formate für das öffentlich-rechtliche Fernsehen scheidet aus unserer Sicht aus. Dafür sind Sehgewohnheiten und Erwartungshaltung unserer Zuschauer andere als die des RTL-Publikums.

Ob das die Dokumentarfilmer zufriedenstellt, ist allerdings zu bezweifeln. Die AG Doku sieht durch Doku-Formate mit Laienschauspielern jedenfalls Qualität und Glaubwürdigkeit der Öffentlich-Rechtlichen in Gefahr. Die Unterscheidbarkeit zwischen den beiden Polen des dualen Rundfunksystems werde durch solche Ideen vollends eingeebnet. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen dabei sei, sich selbst überflüssig zu machen.