Mehr Talk-Sendungen, weniger Spielraum für Dokumentationen - die Programm-Änderungen des Ersten stehen nach wie vor in der Diskussion. Nun stellt ARD-Programmplaner Volker Herres klar, dass die Umstellungen auf lange Sicht nicht die von vielen Seiten erwarteten Einschnitte in das Dokumentations-Angebot des Ersten mit sich bringen. Denn trotz Umstellungen bei den Sendeplätzen werde die Anzahl der Doku-Filme "im Jahresschnitt keine nennenswerten Einbußen erfahren", wie Herres von der Frankfurter Rundschau zitiert wird.
Während bislang die Diskussion vorwiegend in die Richtung geführt wurde, dass andere Programmelemente für die Talkshows zurückgefahren werden könnten, spricht Herres nun auch davon, bei den ARD-Talkern selber anzusetzen: "Die einzelnen Talks werden voraussichtlich etwas seltener im Jahr laufen." Was beispielsweise längere Sommerpausen bedeuten könnte, die aber wiederum zeitversetzt eingeplant werden, "damit möglichst mindestens ein Talk immer im Programm ist". Gerade die Programmwochen mit reduziertem Talk-Angebot sollen wieder vermehrt Dokumentationen beinhalten, um im Gesamtjahr auf eine angemessene Zahl an Ausstrahlungen zu kommen.
Nachdem sich erste Überlegungen in diese Richtung bereits vorzeitig abgezeichnet hatten, kam es auch zu Protesten aus den Reihen der AG Dok, die ein Abschieben auf zuschauerärmere Zeiten bemängelte. Auch hier hält Herres jedoch entgegen: Beispielsweise mit der Verschiebung der Montags-Doku gehe man extremer Konkurrenz aus dem Weg. So habe man auf dem Montagsplatz um 21 Uhr schließlich "nur knapp über eine Million Zuschauer gelockt, ein Marktanteil von gerade einmal fünf Prozent. Das ist nicht nur für mich als Programmdirektor, sondern auch für die Macher der Sendung nicht schön.“ Die geplante Programmierung um 22.45 Uhr, also im Anschluss an die "Tagesthemen", sei jedoch nicht zwingend eine Verschlechterung: Im Anschluss an die Nachrichten-Ausgabe stießen die Filme auf ein "äußerst interessiertes Publikum", so dass man auch auf dem vermeintlich unattraktiveren Sendeplatz "in etwa dieselbe absolute Zahl an Zuschauern" holen werde.
Gleichzeitig stellte Herres jedoch in Aussicht, den 20.15 Uhr-Slot auch für politische und wirtschaftliche Themen zur Verfügung zu stellen: "Wo von Herbst an montags um 21 Uhr 'Hart aber fair' auf diesen Sendeplatz folgt, kann ich mir sehr gut vorstellen, gelegentlich nach der 'Tagesschau' auch aktuelle Dokumentationen zu zeigen."
Wobei laut dem ARD-Programmdirektor der Prime-Time-Platz am Montag ohnehin von Dokus eingenommen wird, auch wenn dies in der Programmplatz-Debatte teils anders gesehen wird: "Das geht in der Diskussion völlig unter: Das Erste Deutsche Fernsehen zeigt montags zur besten Primetime Dokumentationen - die 'Erlebnis Erde'-Reihe wird immer als Naturfernsehen abgetan, ist aber ganz klassisches Dokumentationsfernsehen."



