Als am vergangenen Freitag der MDR die Lehren aus dem Kika-Betrugsfall zog, traf es mehrere MDR- und Kika-Mitarbeiter. Der MDR-Verwaltungsdirektor geht. Doch die Affäre könnte, wie der "Spiegel" berichtet, auch unangenehme Konsequenzen für den heutigen Fernsehdirektor des NDR, Frank Beckmann, haben, der von 2000 bis 2008 Geschäftsführer des Kika war.

Der MDR prüfe Schadensersatzansprüche gegen Beckmann und den früheren MDR-Fernsehdirektor Henning Röhl, bestätigte Intendant Udo Reiter jetzt dem "Spiegel". Dass die Personalie Beckmann bei den von Reiter genannten personellen Konsequenzen zum Betrugsskandal zunächst erst nicht aufgetaucht war, hatte mehrere Rundfunk- und Verwaltungsräte irritiert. Dafür jetzt aber mit Verzögerung.

"Der größte Teil der Scheinrechnungen und der damit veruntreuten Summe fiel in die Amtszeit von Frank Beckmann, der den Kinderkanal von 2000 bis 2008 leitete und der heute Fernsehdirektor des NDR ist – rechtzeitig, könnte man hinzufügen", so Reiter, der NDR-Intendant Lutz Marmor über die Ergebnisse des Revisionsberichts unterrichten will. Der MDR-Chef schießt auch gegen den Hessischen Rundfunk und das ZDF. Zwar hätten die Revisionsabteilungen der beiden Sender eine Reihe von Details moniert, "aber, mit Verlaub, den Betrugsfall selbst nicht bemerkt".

Beim Kika soll der Beschuldigte Marco K. Scheingeschäfte abgewickelt haben. Von ihm fordert der MDR Schadensersatz in Höhe von rund 6,7 Millionen Euro, man prüfe den Widerruf seiner MDR-Betriebsrente, weitere Ansprüche könnten folgen. Der MDR will auch vom Finanzamt Berlin die Umsatzsteuer zurückfordern, die auf die Scheinrechnungen real gezahlt wurde. Die Anwälte von Marco K. äußerten sich bisher nicht zu den Vorwürfen und waren für den "Spiegel" nicht erreichbar.