"Wissen, was zählt - Wenn Fernsehen und Internet verschmelzen". Es ist ein aktuelles Thema, das in diesem Jahr bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik auf der Tagesordnung steht, zumal die jüngsten Ereignisse in Japan, Libyen und Ägypten gerade erst gezeigt haben, welchen Stellenwert das Netz inzwischen auch für die Fernsehberichterstattung hat.

In seiner Eröffnungsrede machte ZDF-Intendant Markus Schächter am Montag auf genau diese Tatsache aufmerksam. Wissen und Verstehen seien das "schlagende Herz" des Internets - und der Einzelne erhalte durch das Netz mehr macht. Zugleich stellte Schächter, ein eifriger Verfechter der neuen Medien, eine nicht ganz unentscheidende Frage: "Sind wir klüger geworden?"

Wissen sei zwar jederzeit erreichbar - ähnlich wie es Bill Gates bereits Mitte der 90er Jahre auf den Mainzer Tagen der Fernsehkritik vorhergesehen habe. Der Einzelne, so der ZDF-Intendant, sei jedoch eher "hilfloser als klüger". "Die Vielzahl an Wissen ist anonym, frei verfügbar und gewissermaßen beliebig", sagte Schächter in Mainz. Dementsprechend sieht er seinen Sender in der Pflicht: "Für uns wird es wichtig sein, ein starker, klarer Absender zu sein." Zum ersten Mal in der Geschichte sei ein Reichtum an Information vorhanden. "Den Menschen zu befähigen, daraus individuelles Wissen zu machen und souverän zu handeln, ist eine unserer großen Aufgaben."

Spiel, soziale Kommunikation und Kommerz stünden im Zentrum der so genannten Neuen Medien. "Wissensinhalte laufen am Rande mit - und dennoch können sie ein Gewinner dieser Medienrevolution sein", sagte der ZDF-Intendant. "Wenn die Medien die Menschen nicht zum Handeln und Urteilen befähigen, bleibt unsere Wissensgesellschaft eklatant unter ihren Möglichkeiten", so Schächter. Es müsse weiterhin gelingen, das Wissen aus den Studierstuben herauszuholen und mit dem Leben zu verknüpfen.

Wissen solle befähigen, Zusammenhänge zu verstehen und sinnvoll an der Gesellschaft teilzunehmen. "Unsere Programme, egal ob am Fernsehschirm oder im Netz, können als Massenmedium jedem eine Handlungshilfe sein", betonte der Intendant und verwies in diesem Zusammenhang auf Erfolge "Die Deutschen". Die Reihe "Terra X" erreiche zudem heute mit einer veränderten Erzählweise mehr Zuschauer als noch vor zehn Jahren und werde zudem von überdurchschnittlich vielen jungen Zuschauern gesehen.

Zugleich kündigte ZDF-Intendant Schächter für August die neue ZDF-Reihe "Das Schwert Gottes" an, die vom Heiligen Krieg zwischen der christlichen und der islamischen Kultur erzählt. "Wenn wir dabei unsere Zuschauer emotional einbeziehen, ist es durchaus möglich, Schneisen des Wissens in den Dschungel der Information zu schlagen", sagte Schächter.