Mit einer seltsamen und zugleich peinlichen PR-Strategie hat SPD-Politikerin Manuela Schwesig für Kopfschütteln bei den drei großen Regionalzeitungen Mecklenburg-Vorpommerns gesorgt. Wie der "Spiegel" berichtet, hatte die Sozialministerin des Landes, die zugleich stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei ist, im April den Redaktionsleitern der "Ostsee-Zeitung", der "Schweriner Volkszeitung" und des "Nordkuriers" verschiedene Texte zum Thema Kinderschutz angeboten.

Diese Texte waren demnach im Auftrag des Ministeriums von einer Agentur produziert worden. "Wir haben uns überlegt, im Land Mecklenburg-Vorpommern einen mehrteiligen Ratgeber 'Kinderschutz-ABC' in den führenden Regionalzeitungen zu veröffentlichen", hieß es in einem Brief an die Zeitungen - in einem Ton, der suggierte, die drei Zeitungen seien im Besitz der öffentlichen Hand. Selbst zur Erscheinungsweise der Artikel machte Schwesig Angaben. "Wünschenswert wäre es, wenn die Artikel über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten in regelmäßigen Abständen (ggf. vierzehntägig) erscheinen würden."

 

Angesichts der im September anstehenden Landtagswahl hätten die Texte der Politikerin somit eine tolle Bühne bereitet. Die Chefredakteure erteilten den Plänen des Sozialministeriums allerdings eine klare Absage. "Wir sind kein Verlautbarungsorgan des Sozialministeriums", so SVZ-Chef Dieter Schulz im "Spiegel". Jan Emendörfer, Chefredakteur der "Ostsee-Zeitung", schrieb der Ministerin: "Wir halten es für sinnvoller, selber entsprechende Themen zu beackern. Mit dem Abdruck einer in einem Ministerium erdachten und produzierten Artikelserie kommen wir mit unserem Credo 'unabhängig und überparteilich' ins Schlingern."

Gegenüber dem "Nordkurier"-Chef bedauerte Schwesigs Staatssekretär Nikolaus Voss das Angebot. "Voss sagte mir, er könne die Empörung verstehen. Leider sei er nicht da gewesen, als die unselige Idee geboren wurde, und habe sie deshalb nicht verhindern können." Allzu großes Interesse daran, den Vorstoß an die große Glocke zu hängen, hat man im Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommerns wohl kaum: "Der Staatssekretär hat mit allen Chefredakteuren gesprochen, um den Brief der Ministerin zu begleiten und klarzustellen, dass es sich ausschließlich um einen Ratgeber handelt und nicht um Texte des Ministeriums", so ein Sprecher im "Spiegel" - ungeschickter hätte die PR-Aktion jedenfalls kaum laufen können.