ZDF-Polittalkerin Maybrit Illner fühlt sich von der Medienkritik zu ihrer Sendung manchmal ungerecht behandelt. "Ich liebe Kritik. Wir laden so oft es geht externe Kritiker in unsere Redaktion ein und nehmen uns auch selbst gern auseinander. Ich habe nur manchmal das Gefühl, dass die Medienkritik dieses Formats überdrüssig ist - überdrüssiger als der Rest der Menschheit", sagte Illner in einem Interview mit "Spiegel Online".

Allzu sehr scheint sie diese Art von Kritik jedoch nicht zu stören. "Wir senden aber nicht für die Medienkritiker, sondern für den Rest der Menschheit. Wir machen nun mal Fernsehen, und Fernsehen ist zwangsläufig oberflächlich." Trotzdem gebe es den Zuschauern etwas. "Ich glaube aber, viele Rezensenten fragen sich, warum Sendungen wie unsere nach wie vor wie verrückt geguckt werden." Sie sei zudem manchmal darüber überrascht, mit welch überdurchschnittlichen Interesse Ausgaben gesehen werden, "die ganz bestimmt nichts für den Erstklässler sind und eine Menge Fragen beantworten".

Dass ARD-Neuzugang Günther Jauch den Polittalk revolutionieren wird, glaubt die ZDF-Talkerin dagegen nicht. "Er wird das prima machen, überhaupt keine Frage", so Illner zu "Spiegel Online." "Und er tut sich einen großen Gefallen, das Fernsehen nicht neu erfinden zu wollen: 'Hallo hier, meine brandneue Erfindung, das Rad!' Talk ist Talk, und seine Gäste sitzen auf Stühlen mit vier Beinen, sagt er. Stimmt! Und trotzdem wird eine große Erwartung auf seiner ersten Sendung liegen. Auch ich habe die."

Illner selbst scheint jedenfalls noch voller Tatendrang zu sein, was ihre eigene Talkshow angeht. Auf die Frage, ob die Moderation von "Wetten, dass..?" nichts für sei, winkt sie allerdings ab: "Super Idee - bitte streichen! Ich bin so überhaupt nicht die Unterhaltungstante. Ich bewundere die Kollegen, die das können - und bleibe lieber bei meinem Leisten. Gerade haben wir mit viel Spaß wieder mal unser Studioset verändert. Da fühlen wir uns jetzt noch mehr an einem echten Arbeitsplatz und noch mehr im 21. Jahrhundert. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten: Es geht noch zehn Jahre weiter."