Weil Pläne der hessischen SPD zur Umverteilung von Rundfunkgebühren beim Hessischen Rundfunk auf wenig Gegenliebe stoßen, hat sich Intendant Helmut Reitze zu Beginn der Woche zu Wort gemeldet. Auslöser war ein am Dienstag von der SPD-Fraktion im hessischen Landtag vorgestellter Gesetzesentwurf zur Förderung der Medienpädagogik.
Darin wurde vorgeschlagen, rund vier Millionen Euro aus den so genannten Zwei-Prozent-Mitteln der Landesmedienanstalt neu zu verteilen - Geld, das der hr bisher für das hr-Sinfonieorchester oder kulturelle Programme in Fernsehen und Hörfunk ausgibt. "Als Verwaltungsratsmitglied des Hessischen Rundfunks weiß Herr Siebel ganz genau, dass hessische Filmproduzenten, hessische Kulturveranstalter, hessische Musik-, Film- und Theaterliebhaber davon massiv betroffen wären", sagte Reitze an den stellvertretenden medienpolitische Sprecher und stellvertretenden Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Michael Siebel, gerichtet.
Statt dem hr für Kultur zweckgebundene Mittel schrittweise ganz zu streichen, hält es Reitze für geboten, dass die SPD die Mittel der hessischen Landesmedianstalt LPR kritisch durchleuchtet. "Im Zeitalter von Youtube und Facebook ist es ein Unding, dass die LPR immer noch über zwei Millionen Euro im Jahr für Offene Kanäle ausgibt, in denen eine Handvoll Interessierter lokale Fernsehprogramme machen, die so gut wie kein Mensch sieht. Dieses Geld könnte man sinnvoller für Medienkompetenz ausgeben, wie es der SPD offenbar vorschwebt“, erklärte Reitze - und rief damit prompt die LPR auf den Plan.
"Besonders in Zeiten von Youtube und Facebook kommt der Förderung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen wachsende Bedeutung zu", erwiderte LPR-Direktor Prof. Wolfgang Thaenert. In den Medienprojektzentren Offener Kanal (MOK) werde erfolgreich medienpädagogische Arbeit geleistet, die über die Möglichkeit, eigene Fernsehbeiträge zu produzieren und zu verbreiten, weit hinaus gehe. "Sowohl die medienpädagogische Arbeit in den MOK als auch die ausgestrahlten Sendungen haben nicht im entferntesten etwas mit Verbreitung von selbst erstellten Handyvideos via Youtube und anderer Plattformen zu tun", so Thaenert. Er sei gerne bereit, Reitze die wesentlichen Unterschiede zu erklären.