In der vergangenen Woche überraschte das ZDF mit der Ankündigung, künftig in jeder Woche im Vormittagsprogramm eigene Nachrichten aus der "heute"-Redaktion senden zu wollen. Damit endet eine Kooperation mit der ARD: Bisher wird in den Wochen, in denen die ARD für das "Morgenmagazin" sowie das "Mittagsmagazin" zuständig ist, auch die "Tagesschau" im Zweiten übernommen. "Unsere 'heute'-Sendungen am Vormittag müssen schneller reagieren können", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey in der vergangenen Woche. "In diesem Jahr mit vielen herausragenden Ereignissen wie Fukushima, den arabischen Revolutionen, dem schweren Erdbeben in der Türkei konnte der Sender im frühen Tagesprogramm nicht die Informationsleistung anbieten, die seinem Auftrag entspricht. Dafür ändern wir bestehende Strukturen und schichten Ressourcen so um, dass die zusätzlichen Sendungen ohne Mehrkosten realisiert werden."

Dies betrifft, wie jetzt bekannt wurde, vor allem die anderen "heute"-Ausgaben im Tagesprogramm. Weil die neuen Sendungen am Morgen keine zusätzlichen Kosten verursachen sollen, werden sich Zuschauer im Tagesprogramm auf kürzere "heute"-Ausgaben einstellen müssen. Ein ZDF-Sprecher bestätigte gegenüber DWDL.de eine Information der "Süddeutschen Zeitung", wonach die Ausgaben um 12:00 Uhr und 17:00 Uhr künftig weniger Sendezeit erhalten. Die Planungen sehen vor, dass die beiden Nachrichtensendungen um gut fünf Minuten gekürzt werden - statt 15 Minuten dauern sie so also nur noch gut zehn Minuten. Die dadurch frei gewordene Sendezeit soll an die Boulevardmagazine "Drehscheibe Deutschland" und "Hallo Deutschland" gehen - damit will man auch den Programmablauf optimieren, heißt es aus Mainz. Wie auch die Änderungen im Vormittagsprogramm, sollen die kürzern "heute"-Ausgaben im Januar an den Start gehen.

Bei der ARD ist man indes wenig überraschenden auch weiterhin nicht erfreut über den Schritt der Mainzer, künftig nicht mehr auf die "Tagesschau" zu setzen. Nachdem bereits NDR-Intendant Lutz Marmor die Entscheidung des ZDF bedauerte, ist auch Monika Piel, Intendantin des WDR und derzeit Vorsitzende der ARD, enttäuscht. In einem Brief habe sie offenbar noch vergeblich versucht, ZDF-Intendant Markus Schächter von den Plänen abzubringen, heißt es. In der ARD ist dem Bericht zufolge von einer "medienpolitischen Geisterfahrt" des ZDF die Rede. Gleichzeitig werden in der Konferenz der ARD-Chefredakteur vermehrt Stimmen laut, wonach die ARD nun im Gegenzug auch auf die "heute"-Übernahmen verzichten solle. Auch die Intendanten vertreten laut "SZ" mehrheitlich diese Meinung und wollen auf der nächsten Sitzung Anfang der Woche in Bremen über das Morgenprogramm beraten. Letztlich könnte der Abschied von den "heute"-Sendungen aber auch aus finanziellen Gründen scheitern, mahnen Andere innerhalb der ARD an. Schließlich müssen zusätzliche "Tagesschau"-Sendungen mitsamt zusätzlicher Bereitschaften in den Auslandsbüros auch erst einmal finanziert werden.