Das Interview-Buch von "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo mit Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sorgt weiter für Wirbel - auch innerhalb der "Zeit"-Redaktion, weil das Wochenmagazin mit dem Guttenberg-Interview aufgemacht hatte. Einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" zufolge sollen einige Redakteur ihrem Ärger am Tag nach Erscheinen der Ausgabe Luft gemacht haben. Die "Zeit" habe sich für eine Kampagne des ehemaligen Verteidigungsministers missbrauchen lassen, so der Vorwurf.

Beide Seiten kamen demnach darin überein, dass die Aufmachung auf der ersten Seite unglücklich gewesen sei, weil dort dasselbe Foto zu sehen wie auf dem Einband des Buchs "Vorerst gescheitert". Nun denkt di Lorenzo offenbar darüber nach, das Honorar aus seinem Buch zu spenden. "Was der Chefredakteur der 'Zeit' am Ende mit seinem Anteil an den Einnahmen tun wird, wenn dieses Buch ein Erfolg wird, ist eine andere Frage", sagte er dem "Spiegel". Dies wolle er "in Ruhe mit meinen Kollegen bei der 'Zeit' besprechen".

Seinen Kritikern warf die Lorenzo vor, es liege "eine gewisse Scheinheiligkeit darin, zu sagen, ich hätte diesem Mann keine Plattform bieten dürfen, den Inhalt aber so interessant zu finden, dass die ganze Republik darüber spricht und schreibt". Im Nachhinein sieht di Lorenzo die Kooperation mit dem Herder-Verlag allerdings  kritischer. Auf die Frage, welchen Vorwurf er sich selbst mache, sagte er: "Ich würde künftig, nach dieser Erfahrung, grundsätzlich überlegen, ob die Konstruktion so einer Kooperation – Vorabdruck im eigenen Blatt und Buch durch ein und denselben Journalisten – sinnvoll ist, und sei der Inhalt noch so interessant."