Das wäre dringend nötig. Hoffnung macht auch die Ankündigung, Entertain solle künftig über den Fernseher hinaus auch via Computer, Tablet und Smartphone nutzbar sein. Dafür startet die Telekom zusammen mit MobiTV Inc., einem Anbieter von konvergenten Medienlösungen, die Entwicklung einer Plattform für geräteübergreifendes Fernsehen. "Die Zusammenarbeit mit MobiTV ist der Startschuss für ein neues Fernseherlebnis bei Entertain", sagt Christian Illek, Geschäftsführer Marketing Telekom Deutschland GmbH. "Mit der Weiterentwicklung von Entertain zu einer konvergenten Medienplattform bieten wir unseren Kunden einen universellen TV-Zugang für verschiedene Endgeräte und noch mehr Komfort beim Fernsehen." Doch genau beim Thema Komfort irritierte die Telekom im vergangenen Herbst mit einer Entscheidung, die so manchem Werbeversprechen widersprach. Es fiel nur kaum weiter auf, weil es um den Spartensender BabyTV ging. Dort war über Wochen keine Aufnahme des Programms möglich. Kurz nachdem DWDL.de bei der Telekom nachhakte, ob dahinter ein Strategie-Wechsel stehe, der die Privatsender sicher erfreuen würde, wurde die Aufnahmesperre aufgehoben.

 

 

Die Erklärung eines Telekom-Sprechers: Die Aufnahme-Sperre sei eine Panne gewesen. Doch so ganz glaubwürdig klingt das nicht, denn der ob der nicht möglichen Aufnahme des Programms verblüffte Zuschauer von BabyTV wurde auf eine Erklärungsseite zur Aufnahme-Sperre verwiesen. Das klang vorbereiteter als eine Panne. Wahrschienlich ist, dass es sich um einen vorsichtigen Test handelte. Denn eins ist klar: Im Jahr 2012 wird die Telekom die Möglichkeiten von Entertain beschneiden müssen. Immer mehr Kabelnetzbetreiber einigen sich sowohl mit der Mediengruppe RTL Deutschland als auch der ProSiebenSat.1 Media AG über die Einspeisung der FreeTV-Sender in High Defintion. Doch wie schon beim Satelliten-Angebot HD+ wollen die Privatsender auch im Kabel sowie letztlich auch bei IPTV wie Entertain einen Schutz für ihr Geschäftsmodell des werbefinanzierten Fernsehens. Dazu zählen  Einschränkungen wie das Verhindern der Aufnahme des Programms und das Verhindern des Vorspulens von aufgenommenen bzw. zeitversetztem Fernsehen.

Für Telekom-Manager Christian Illek waren diese Einschnitte in den Bedienkomfort von Entertain vor zwei Jahren absolut tabu, wie er damals im DWDL.de-Gespräch betonte. Doch um ihn herum bröckelt seit damals der Widerstand gegen die Forderungen der Privatsender und inzwischen heißt es bei der Telekom hinter vorgehaltener Hand: Es wäre das kleinere Übel, die Bedingungen zu akzeptieren als am Ende die Mediengruppe RTL- und ProSiebenSat.1-Sender zu verlieren. Man kann es sich eben nicht leisten im Jahr 2012 als einziger TV-Anbieter beim Thema HD keine Einigung mit den Privatsendern vorzuweisen. Das ist bedauerlich für die durchweg ehrenhafte Position von Herrn Illek. Doch ohne die Sky-Programme und ohne die Privatsender in High Definition fehlt Entertain ein für die Masse attraktives HD-Angebot. Hinter den Kulissen wird seit über einem Jahr erbittert verhandelt zwischen Telekom und den beiden Sendergruppen. Auswirkungen davon hat der Entertain-Kunde schon zu spüren bekommen. Die Mediengruppe RTL Deutschland und ProsiebenSat.1 haben bereits die Muskeln spielen lassen - und ihre PayTV-Sender bei Entertain zurückgezogen.

Die Telekom steht bei ihrem TV-Angebot Entertain also vor wirklich großen Herausforderungen auf gleich mehreren Ebenen. Von nötigen technischen Updates über die Fußball-Frage bis zur Einigung mit den größten beiden Sendergruppen Deutschlands - es steht sehr viel auf dem Spiel. Und man darf gespannt sein, ob Entertain am Jahresende immer noch das Fernsehen ist, das alles möglich macht.