Würde man den im Mediensprech gerne genutzten Satz „Evolution statt Revolution“ in einer Veranstaltung umsetzen wollen, dürfte es ungefähr so aussehen wie die diesjährige Agentur-Tour von RTL-Vermarkter IP Deutschland. Auftakt war am Dienstag in Offenbach und die Kernbotschaft klar: Kontinuität auch mit neuem Markenauftritt und neuem Geschäftsführer. Offiziell übernimmt Matthias Dang zwar erst am Samstag das Ruder bei IP Deutschland, aber es dürfte Martin Krapf nicht schwer gefallen sein, die Aufgabe seinem Nachfolger zu überlassen: Dang bleibt auf bekannten Kurs.
Neben der Referenzzielgruppe der 20- bis 59-Jährigen geht es dem Werbevermarkter der Mediengruppe RTL Deutschland weiterhin um die Gattungsinitiative als Basis für eine Konvergenzwährung, die dann die Ausweisung einer Reichweite in den Werbearten Video, Page, Audio und Social über einzelne Medien hinaus möglich macht. Dabei interessiert sich IP Deutschland natürlich besonders für die Zukunft der Bewegtbild-Werbung, die mit einer Verbesserung des AGF-Panels und einem neuen Online-Panel, die mittelfristig fusioniert werden sollen, effektiver gemessen werden soll.
Diese neue Messung steht allen Anbietern von Bewegtbild offen - nicht nur den bisherigen Marktteilnehmern im klassischen Broadcast-Fernsehen. Auch wenn weiterhin eine getrennte Ausweisung der Reichweiten z.b. bei der linearen oder non-linearen Nutzung möglich ist, so bekommen auf diesem Weg viele weitere Marktteilnehmer die Möglichkeit ihre Reichweite vergleichbar mit der klassischer Fernsehsender messen zu lassen. Diese Öffnung für den Wettbewerb nehmen die Fernsehsender gerne in Kauf - ermöglicht sie doch gleichzeitig die Kapitalisierung der Web-Reichweiten, die bisher noch schwer fällt.
Dieser Prozess werde noch einige Jahre dauern, räumt auch IP Deutschland-Chef Dang ein als er den Zeitplan für die Umsetzung dieses Vorhabens in Offenbach präsentiert. Aber Zweifel daran, dass diese Neudefinierung des Fernseh-Begriffs nötig ist, hat er genauso wenig wie sein Vorgänger Martin Krapf. Die souveräne Präsentation des neuen ersten Mann im Hause lenkte so auch nicht von den Inhalten ab, die neben ihm auch RTL Group-Chefin Anke Schäferkordt, Marc Schröder von RTL Interactive und die Geschäftsführer der Sender, darunter erstmal Oliver Schablitzki von RTL Nitro, vorstellten.
Anke Schäferkordt rückte die Herausforderung der „digitalen Transformation des Geschäfts“ in den Mittelpunkt und mahnt zur realistischen Beurteilung der Trends und Buzzwords, die derzeit im Raum stehen. So sei Smart TV bislang noch keine relevante Größe, doch für die Zukunft müssten auch hier klare Spielregeln definiert werden, wie sich verschiedene Anbieter aus Broadcast und Webwelt den Bildschirm im Wohnzimmer teilen werden. Egal auf welchen Plattformen Fernsehen stattfindet, müsse jedoch der kreative Inhalt weiterhin gefordert und gefördert werden. Um das zu gewährleisten brauche man wirksame Mittel gegen Piraterie und ein starkes Urheberrecht.
RTL Interactive präsentierte in Offenbach sein um ein viertes Standbein erweitertes Produktangebot. Neben den Online-Segmenten Reichweite, Zielgruppe und Bewegtbild setzt die Web-Tochter der Mediengruppe künftig auch auf Transaktionsangebote im Netz, etwa mit Gutscheine.de. Auch der Second Screen sei ein „Mega-Trend“, wie RTL Interactive-Chef Marc Schröder es nannte. Doch wie schon Anke Schäferkordt zuvor so geht es ihm darum, bereit zu sein, wenn das Thema an Relevanz gewinnt. Und so geht es bei der diesjährigen Tour von IP Deutschland also insgesamt nicht um the next big thing und aggressiven Angriff auf die Wettbewerber - sondern eine Botschaft von Verlässlichkeit. Die ist angekommen.