Es war einmal vor langer Zeit, da bedeutete sich das deutsche Fernsehen selbst noch so viel, dass man diese eine Nacht im Jahr, wenn die Besten der Branche geehrt werden, live übertragen hat. Doch das ist schon Jahre her. Der Deutsche Fernsehpreis geht inzwischen nur noch als Aufzeichnung über den Sender, die auch schon mal in den späteren Abend weichen musste. In diesem Jahr zeigt das ZDF den Deutschen Fernsehpreis zwar um 20.15 Uhr - aber erst zwei Tage nach der Verleihung.

 

Am Abend des 2. Oktobers trifft sich die Fernsehbranche im Kölner Coloneum um die Auszeichnung der Besten zu feiern. Und eigentlich hatten sich die Stifter erst im vergangenen Jahr noch extra darauf verständigt, dass der 2. Oktober künftig ein gesetztes Datum für die Verleihung sein soll - und der 3. Oktober der Tag der Ausstrahlung sein soll. Doch am Mittwoch, den 3. Oktober, zeigt das ZDF die teuer erworbene Champions League und hat keinen Platz im Programm.

Mit nun 48 Stunden zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung hat sich der Deutsche Fernsehpreis gezwungenermassen zu einem einerseits begrüßenswerten, andererseits gewagten Schritt entschieden: Die in den vergangenen Jahren immer umstrittene Sperrfrist für die Nennung der Gewinner bis zum Ende der TV-Ausstrahlung ist in diesem Jahr aufgehoben, wie da Ständige Sekretariat des Deutschen Fernsehpreis bestätigt. Damit ist am 2. Oktober die Berichterstattung über die diesjährigen Gewinner ab dem Ende der Verleihung im Kölner Coloneum frei.

Damit trennt sich der Deutsche Fernsehpreis von einem Relikt, das in den vergangenen Jahren nicht nur durch die Vielzahl berichterstattender Medien sondern auch Nominierte und Gewinner selbst zunehmend unwirksam wurde: Jubel-Postings von Preisträgern bei Twitter und Facebook oder Agenturmeldungen, die ohne Sperrvermerk verschickt und so direkt veröffentlicht wurden, führten den Unsinn der Sperrfrist vor Augen. Darüber hinaus brachen dutzendfach Tageszeitungen, deren ePaper-Ausgaben des nächsten Tages schon verfügbar waren ehe die Verleihung im TV lief, die Sperrfrist.

Mit dem Abschied von der Sperrfrist geht der Deutsche Fernsehpreis aber auch ein Wagnis ein. Denn wenn so schon am Abend des 2. Oktober über alle Gewinner der Verleihung zu lesen ist, bleibt fraglich, wie hoch das Zuschauerinteresse zwei Tage später noch sein wird. Oftmals wurde die Verleihung zuletzt erschreckend lieblos umgesetzt. Dass in diesem Jahr neben Olaf Schubert der "heute show"-Gastgeber Oliver Welke durch die Gala führt, macht zumindest Hoffnung. Doch schon beim von Sat.1 ausgerichteten Fernsehpreis mit Bastian Pastewka und Anke Engelke wurde Einsatz und Kreativität nicht belohnt. Die Bekanntgabe der Gewinner zwei Tage vorher macht es nicht einfacher.