FAS verreißt Schmidt-Comeback gnadenlos

Foto: FAZ/DWDLEs war abzusehen, dass sich einige Journalisten auf den von Harald Schmidt vor einigen Jahren getätigten Spruch beziehen würden. Einige andere haben es schon getan, niemand aber hat es mit so scharfer Kritik verbunden wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS). Schmidt sagte einst: „Wer einmal mit Claudia Schiffer gebumst hat, geht nicht zurück zu Muttern“. Die an Weihnachten schon am Samstag erscheinende FAS titelt bei ihrer Schmidt-Story jetzt: „Mutti macht die Wäsche“ und setzt darunter „Eigenartig. Harald Schmidt kommt zurück – und man träumt von Anke“.

Als roter Faden durch Niggemeiers Ausführungen zieht sich zwar ein Lob für Schmidts Genialität, die ARD bei diesem Vertrag über den Tisch gezogen zu haben, doch inhaltlich kommt Schmidt beim Autor auf keinen grünen Zweig. Allein der dritte Absatz des recht ausführlichen Artikels bündelt die schärfstmögliche Kritik, wenn auch vornehm formuliert.

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Die besten Sprüche von Harald Schmidt
Dort ist zu lesen: „Das Beste, das man nach der Premiere über die Show sagen kann, ist dies: wenn die Feuilletons in fünf, zehn Jahren wieder Trauer tragen sollten, weil Harald Schmidt auf dem Höhepunkt seines Schaffens abgesetzt wurde oder plötzlich einfach keine Lust mehr hatte, dann wird man wenigstens wieder schreiben können: „Dabei war seine Sendung am Anfang grässlich“ Es reicht wohl doch nicht, sich einen lukrativen Vertrag aushandeln zu lassen, ein paar Tage vor der Sendung aus dem Auslandsurlaub zurück zu kehren und sich uninspiriert mit seinem alten Sidekick in ein Studio zu setzen und einfach darauf zu hoffen, dass das Ergebnis im Fernsehen nicht unfassbar öde wirkt, sondern genial.“

Niggemeier begründet die Kritik an fehlenden Ideen: Das Abspielen von „Tagesschau“-Ausschnitten und Aussagen von Russlands Präsident Putin, sei „Arbeitsverweigerung“. Selbst Stefan Raab wirke gegenüber Schmidt fleißig und intellektuell. Spätestens hier allerdings fragt sich, ob hinter der Absicht dieses Artikels nicht viel mehr der Wunsch des Autors steht, sich auf Biegen und Brechen von anderen Abhandlungen der Schmidt-Premiere unterscheiden zu wollen. Was Niggemeier offenbar vergisst: Auch schon bei SAT.1 tat Schmidt Dinge, die mit Sicherheit von jedem anderen Comedian hätten kommen können, aber von Schmidt-Fans nur aus dem Mund des Chefzynikers als ganz besonders galten. Da also gibt es keinen Unterschied zur neuen Show - und seine Auftritte bei SAT.1 fand selbst Niggemeier gut.

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Die erste Schmidt-Show im Ersten in Bildern
Trotzdem legt er, in Anspielung auf Schmidts frühere Äusserung, nach: „Die Premierensendung aber zeigte, dass Schmidt nur erkannt hat, was ihm Mutter bietet, was Schiffer ihm nicht bieten kann: ein warmes Nest, wo ihm jemand seine Wäsche macht, den Dreck wegräumt und er sich einfach hängen lassen kann. Keine Claudia Schiffer hätte ihm seine Konzeptlosigkeit durchgehen lassen.“ Dennoch sei Schmidt ein Genie, denn er schaffe es, „dass es wie ein bester Einfall wirkt, wenn ihm nichts eingefallen ist.“

Niggemeier beendet seine Kritk der Premieren-Sendung mit einem Vergleich zu Engelke und einer Äusserung, mit der er sich bei Fußballfans beliebt macht: „Vielleicht könnte man sich darauf einigen, dass es im Zweifel dann doch angenehmer ist, einer hibbeligen attraktiven Frau dabei zuzuschauen, wie ihre Pointen nicht zünden, als einem selbstgefälligen alten Mann. Oder vielleicht schnell noch ein paar Uefa-Cup-Spiele kaufen, deren Übertragung plötzlich seltsam attraktiv erscheint.