Stefan Kuzmany ("Spiegel Online"): "Markus Lanz hingegen versprühte keine Funken. Höhepunkte suchte man in seiner Moderation vergeblich. Geplant war zwar offenbar die witzige Platzierung von vorbereiteten Scherzen, doch Lanz platzierte sie dann doch nur pflichtgemäß, gerne auch mit Nachdruck, so wie das Wortspiel vom 'Moderator mit Migränehintergrund'. Der Moderator agierte stets zielstrebig und nach Plan. Erfolgreiche Bürokollegen machen das ähnlich und dann schnell Karriere. Sein Bier trinkt man abends lieber mit anderen."
Stefan Hauck ("Bild am Sonntag"): "Es war am späten Ende vieles wie bei Elstner. Manches wie bei Lippert (ja, dieses Kumpelige...), und natürlich eine Menge wie bei Thomas Gottschalk. Das Entscheidende aber war von Lanz. Der Einsatz, die Begeisterung, dieses: Ja, ich will."
Jörg Lauterbach ("Die Welt"): "Gottschalk hatte sich für diese Sendung wie ein Pfau angezogen, um die Größe der Halle halbwegs zu füllen, er hat große Gesten gemacht und viel geredet, aber wenig gesagt. Lanz wippt zuweilen etwas verloren im weiten Rund und sagt gern: 'Das ist interessant, darüber wird zu reden sein' und tut es dann doch nicht. Aber er hat, auch das hat er in Düsseldorf gezeigt, jede Chance zur Entwicklung – wenn die Last der Premiere weg ist und die Liebe zu diesem schwierigen Format, das doch so leicht daherkommen soll, in ihm wächst."
Beate Strobel ("Focus Online"): "Stark ist Lanz da, wo Gottschalk schon lange schwächelte: Der Sofa-Talk ist endlich wieder mehr als reines 'CD in die Kamera halten'. Schwach ist Lanz da, wo Gottschalk selbst in seinen schwächsten Sendungen punkten konnte: im schnellen Punktlandungs-Witz, im spontanen Kalauern angesichts der Tücken eines TV-Abends. Lanz’ Scherze hören sich stets an, als hätte er sie vom Praktikanten googeln lassen und dann brav auswendig gelernt. Schon neben einem Wotan Wilke Möhring sieht er ganz schnell wie der Lehrerliebling neben dem Klassenclown aus."
Carolin Ströbele ("Zeit Online"): "Innovation sieht anders aus. Aber um eine Revolution des Formats war es Lanz auch nicht gegangen. Er hatte nie den Anspruch, seinen Vorgänger Gottschalk zu überbieten. Vielmehr wollte er zurück zum Wohlfühlfernsehen eines Frank Elstner. Das ist Lanz erstaunlicherweise gelungen, auch wenn es auch nicht unbedingt sein Verdienst ist. Vielmehr entwickelten sich Wotan Wilke Möhring und auf seine knorzige Art sogar Karl Lagerfeld zu amüsanten Co-Moderatoren."
Bernhard Hübner ("Financial Times Deutschland"): "Jahrelang von Gottschalks improvisierten Moderationen, seinem heimeligen Sofa-Geplauder und Gästen-aufs-Knie-Gelange übertüncht, liegt der Kern des Show-Konzepts nun frei. Und jeder Zuschauer kann sich überzeugen: 'Wetten, dass..?' ist ein Show-Format ohne Dramaturgie und Spannungsbogen, bei dem nicht einmal das elementarste Spielprinzip funktioniert. Kandidaten führen absonderliche Kunststücke auf und Prominente wetten, dass es die Kandidaten schaffen oder nicht. Nur wetten praktisch eh niemand gegen den Kandidaten und ob der die Wette besteht oder scheitert ist für den Ausgang der Show völlig unerheblich."
Matthias Kalle ("Tagesspiegel"): "Nachdem Thomas Gottschalk 1987 seine erste 'Wetten, dass..?'-Ausgabe moderiert hat, schrieben sich die Fernsehkritiker in einen Elstner-muss-zurückkommen-Rausch – heute wird niemand die Rückkehr von Thomas Gottschalk fordern, was vor allem an einer schmerzhaften Erkenntnis liegt: die Show hat es hinter sich. Ein Jahr lang hat sie niemand vermisst, der Samstagabend hat gezeigt, dass das Fernsehen sie nicht mehr braucht. Und die wenigste Schuld daran trägt Markus Lanz, der sich nach anfänglicher Nervosität sichtlich bemühte den Laden zusammenzuhalten – und dabei scheiterte."
Martin Jäschke ("stern.de"): "Was bleibt nach der 200. Ausgabe von "Europas größter TV-Show"? Der unangenehme Eindruck, dass das ZDF mit Bülent Ceylan als Gast, Cindy aus Marzahn als Assistentin, einem deplatzierten Michael Kessler als Günther Jauch und einer missglückten 'Schlag den Lanz'-Variante zu sehr sein wollte wie RTL und Pro Sieben. Der nicht ganz so unangenehme Eindruck, dass Markus Lanz sich nicht nur bei allem und jedem 'sehr, sehr herzlich' bedankt, sondern sich auch sehr, sehr anstrengt und bestimmt bald ganz, ganz herrlich in die Sendung reinfinden wird. Und die beruhigende Erkenntnis, dass sich 'Wetten, dass..?' immer noch so viel Öffentlich-Rechtlichkeit bewahrt hat, dass die 500 Nackten bei der Stadtwette gar nicht nackt sind."
Michael Reufsteck ("fernsehlexikon.de"): "Mindestens fünfmal erzählte Markus Lanz, der offensichtlich den Ablauf der Show selbst für suboptimal hielt, davon, wie die entsprechende Situation in der Probe verlaufen war. Vielleicht täte man ihm einen Gefallen, wenn beim nächsten Mal statt der Show nur die Probe übertragen würde."
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