Die Zukunft der "Frankfurter Rundschau" ist ungewiss. Nun hat die Mediengruppe M. DuMont Schauberg offiziell bestätigt, was bereits durchgesickert ist: Am Dienstag hat die Geschäftsführung der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH beim Amtsgericht Frankfurt einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Rechtsanwalt Frank Schmitt wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt worden. Die Gespräche mit der Geschäftsleitung haben nun begonnen. Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb des Traditionsblattes fortzusetzen.
Als Grund für den Insolvenzantrag wurden "massive Umsatzverluste im Anzeigen- und Druckgeschäft in der ersten Hälfte des laufenden Jahres" genannt. Man habe dadurch keine Chance für ein Verlassen der Verlustzone gesehen - vom im Frühjahr versprühten leichten Optimismus ist damit also nichts mehr übrig geblieben. "Es ist in den vergangenen Jahren mit großem Einsatz sowohl der Geschäftsführung in Frankfurt als auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelungen, ehrgeizige Kostenziele zu erreichen und dabei gleichzeitig die redaktionelle Qualität der Frankfurter Rundschau erheblich zu steigern", teilten die Hauptgesellschafter M. DuMont Schauberg und die SPD-Holding ddvg mit.
Geholfen hat das allerdings nicht, wie der nun erreichte Tiefpunkt allen Beteiligten und Beobachtern vor Augen führt. "Wir müssen heute aber feststellen, dass all diese Anstrengungen angesichts der Umsatzeinbrüche im Anzeigen- und Druckmarkt der vergangenen Jahre und in der ersten Hälfte dieses Jahres nicht ausreichen, um die fortdauernden hohen Verluste zu beseitigen", heißt es weiter. "Wir haben nie erwartet, dass unser Engagement in Frankfurt hohe Gewinne zeitigen würde. Eine sich nunmehr abzeichnende dauerhafte Finanzierung hoher Verluste ist aber sowohl für MDS als auch die ddvg nicht länger darstellbar."
In den vergangenen Monaten habe man intensiv nach Wegen aus der Verlustzone gesucht, allerdings keine überzeugende Perspektive geliefert bekommen. Dabei hat sich vieles getan - angefangen von der Umstellung des Formates bis hin zu einer gelungenen iPad-App. Zum jetzigen Zeitpunkt bleiben allerdings viele Fragen offen. Etwa, wie es mit der erst kürzlich gegründeten Redaktionsgemeinschaft mit der "Berliner Zeitung" und der "FR" generell weitergehen wird. Die Löhne und Gehälter der "FR"-Mitarbeiter sind bislang jedenfalls nicht rückständig. Die weiteren fälligen Mitarbeiterbezüge sind bis Ende Januar 2013 über das Insolvenzgeld abgesichert.
"Das eingeleitete Insolvenzverfahren bei der Frankfurter Rundschau, fraglos eine der signifikantesten deutschen Tageszeitungen, ist äußerst bitter für die Mitarbeiter, die Leser und die Gesellschafter", teilten die beiden Hauptgesellschafter am Dienstag mit und dankten zugleich den Mitarbeitern, "auch für ihre große Bereitschaft, in den vergangenen Jahren neue Wege zu gehen und flexibel zu handeln". Der Deutsche Journalisten-Verband (djv) hat derweil die DuMont-Führung aufgefordert, auf Kündigungen redaktioneller Mitarbeiter bei der "Frankfurter Rundschau" weitgehend zu verzichten. "Die Journalistinnen und Journalisten der FR brauchen eine berufliche Perspektive", sagte djv-Bundesvorsitzender Michael Konken. Er erwarte, dass der Verlag den Betroffenen adäquate Stellen bei anderen DuMont-Medien anbiete.