Seit Tagen herrscht eine hitzige Debatte über das geplante Leistungsschutzrecht. Erst vor wenigen Tagen meldeten sich Verleger Hubert Burda und Helmut Heinen zu Wort, nun hat auch der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner verbal nachgelegt - und den Ton in Bezug auf den Internet-Riesen Google verschärft. "Wir glauben dem Google-Slogan 'Don't be evil' und denken, die netten Jungs mit dem bunten Logo meinen es doch nur gut. In Wirklichkeit will Google nur erzkapitalistische Interessen durchsetzen und sein Geschäftsmodell optimieren", sagte Döpfner nun gegenüber der "Zeit".

Dazu hat Döpfner auch gleich noch einen Vergleich parat: "Das ist so, als würde eine Hehlerbande bei Amnesty International eine Menschenrechtspetition zur Verteidigung der freien Bürgerrechte beim Ladendiebstahl einreichen." Nachdem er den inzwischen verstorbenen Apple-Boss Steve Jobs einst als Messias feierte (DWDL.de berichtete), setzt er Google nun also mit Hehlern gleich. Was er dabei vergisst: Es wäre für die Verlage ein Leichtes, aus den so ungeliebten Google-Suchen zu verschwinden. Stattdessen, sagt Döpfner, habe Google auch nach Jahren der Auseinandersetzung "noch nie nach dem Preis gefragt, der uns vorschwebt". Wieso Google nach einem Preis für etwas fragen sollte, das überhaupt nicht kostenpflichtig ist, lässt er allerdings im Unklaren.

Helmut Burda und Helmut Heinen, die Verbandspräsidenten von VDZ und BDZV, hatten Google erst vor wenigen Tagen ähnlich scharf kritisiert. Google arbeite "perfide mit Angst und Panik", ließen sie die Abgeordneten des Bundestages wissen. Eine eigene Internetsuchmaschine der größten deutschen Verlage lehnt Springer-Chef Mathias Döpfner indes ab - wohl auch, weil Google angesichts eines Marktanteils von weit mehr als 90 Prozent ohnehin kaum geschadet werden kann. "Wir müssen und sollten nicht alles machen. Es ist gut, seinen Platz in der Wertschöpfungskette zu kennen. Wir produzieren Inhalte. Wenn wir auch noch suchen wollten, würden wir uns verzetteln."

Sicher ist dagegen, dass Springer demnächst bei "Welt" und "Bild" im Internet verschiedene Wege der Bezahlung einschlagen möchte. Bei der "Welt" setzt er künftig auf "eine Art kostenloses Probelesen, bei dem man sich nach einer bestimmten Anzahl von Klicks entscheiden muss, ob man das Produkt abonnieren möchte". Bei der "Bild" will er "ein Modell finden, das der Tatsache gerecht wird, dass sie keine Abonnement-, sondern eine Einzelverkaufszeitung ist". Beim Bezahlen solle ein Klick reichen. Zugleich bestätigte Döpfner seine Erwartungen, die er kürzlich schon einmal geäußert hatte. Er rechnet durch die Einführung der Bezahlschranke nämlich mit steigenden Anzeigenpreisen. Der Grund: Im Werbemarkt sei ein zahlender Leser mehr wert als ein nicht zahlender. "Perspektivisch ist die Preiserhöhung die logische Konsequenz."

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